Donnerstag, 7.September, Tag 64

An diesem Morgen war ich schon früh wach, da direkt neben unserem Zelt lautstark die Mülltonnen entleert wurde. Als ich das Zelt aufmachte war ich überrascht, es war nebelig und angenehm kühl. Der Nebel sah aus wie ganz, ganz feiner Sprühregen und man spürte sogar die kleinen Tropfen. Nachdem ich eine Weile in dem Nebel saß waren auch meine Klamotten schon richtig feucht. Das war der erste Tag mit „schlechten Wetter“ seit dem wir die Süd-Küste verlassen hatten, dass heißt mal nicht ein Tag mit strahlenden Sonnenschein und fast wolkenlosen Himmel.

Das war uns eigentlich ganz recht. Denn dadurch würde es nicht so heiß werden. Doch es wurde schwül und dadurch hatten wir auch wenig Antrieb irgendwas zu machen. Nach dem Frühstück holten wir unsere Luftmatraze aus dem Zelt und legten sie ins Freie. Wir legten uns drauf und verbrachten den Tag mit Lesen. Ab und zu wehte mal eine kleine Brise, aber sonst war es drückend schwül.

Gegen Nachmittag lernten wir unsere 45 jährige Zeltnachbarin kennen. Sie war eine recht lebhafte Person, die hier in Broome eine Arbeitsstelle im Housekeeping (Zimmermädchen) eines Hotels hatte. Warum sie mit 45 noch auf einem Campingplatz in einem Zelt ohne Auto wohnte, beantworte sie nur mit „es spart Geld“. Doch die Saison hier ist bald vorbei und dadurch könne sie bald wieder im Hotel wohnen. Darauf freut sie sich schon endlich wieder feste Wände zu haben. Das konnten wir gut verstehen. Zum Schluß schenkte sie mir noch ein Buch über die Vögel der Region worüber ich mich sehr freute.

Nach dem Abendessen gingen wir auf dem vor dem Campingplatz stattfinden Night-Market (Nacht-Markt), doch obwohl der noch ungefähr eine Stunden gehen sollte, mussten wir feststellen, dass wir zu spät waren. Die meisten Stände hatten schon zu gemacht und waren am zusammen packen. Doch wir stellten fest und ließen uns von unseren Bekannten sagen, den holländischen Pärchen, das wir nicht viel verpasst hatten. Es war hauptsächlich eine Fress-Meile, die wieder von asiatischen Essen dominiert worden war. So waren wir nach einer kurzen Runde über den ohnehin nicht großen Markt auch schon fast fertig. Nur an einer Stelle blieben wir stehen, hier spielte eine Frau auf einem sehr interessanten Instrument, einer  Santur (persisch). Es klang wie eine Harfe, aber wurde mit Klöppeln bedient, ähnlich wie ein Xylophone. Es klang fanatisch!

Danach erhielten wir dann einen Anruf von unserer italienischen Bekannten, die uns nochmals zu ihrem Geburtstag einlud. Wir sollten ungefähr in einer Stunde zu ihnen auf den Platz kommen. Als wir wieder zu unserem Zelt zurückkamen, warteten die Kakerlaken schon auf uns. Überall krabbelten sie herum, auch nachdem ich einige getötet hatte, ließ die Zahl nicht nach. So nahm ich unser Insekten spray und versuchte damit noch einige zu dezimieren. Und das schlug in Gegenteil um! Das Spray schien sie erst recht in Bewegung zu versetzten, so war schon nach dem ersten Sprühen die Hölle los rund um den Schacht. Aufgescheucht flogen und krabbelten sie jetzt massenhaft herum. Natürlich auch auf und unter unserem Zelt… Das kann ja eine schöne Nacht werden….

So waren wir ganz froh, dass wir dann aufbrechen konnten und hofften, dass die Viecher sich beruhigt hätten, wenn wir zurück waren. Nach 15 Minuten Fahrt mit dem Auto waren wir wieder bei dem anderen Campingplatz. Wir parkten vor dem Platz und gingen zu Fuß bis zum Stellplatz der Italienerin. Die hatte sich ihren Platz mit ihrem Freund schön eingerichtet. Sie hatten ein Tipi zum schlafen, eine Hängematte, einen rustikalen Tisch und einen selbstgemachten Kleiderschrank aus Stoff, den sie uns stolz vorführte. Die Mitte ihres Platzes hatten sie mit zwei Teppichen ausgelegt mit 4 Stühlen drumherum und einen kleinen Tisch ausgestattet. Überall brannten Kerzen und es war echt gemütlich. Wir setzten uns und unterhielten uns ein wenig. Dann musste sie aber noch duschen gehen und ließ uns allein. Wenig später kam ihr Freund von der Arbeit, der auch Koch war. Er war wohl ein wenig verwundert das wir da waren, ließ sich das aber nicht sonderlich anmerken. Er hatte sich Eiswürfel von der Arbeit mitgebracht, die schüttete er jetzt in ihre Kühlbox um ihr Bier kalt zu halten.

Auch mit ihm unterhielten wir uns ein wenig. Zwischendrin kam seine Freundin nur mit einem Handtuch bekleidet zurück und entführte Kathy. Nun saß ich mit dem Holländer alleine da. So erfuhr ich von ihm, dass er schon in seinem 2. Jahr ist und die ersten 3 Monate Farm-arbeit gemacht hatte um damit die Bedingungen zu erfüllen auf ein zweites Jahr Working Holiday. Dazu muss man nämlich 88 Tage in einem gefragten Bereich arbeiten, wie Farm-arbeit, in den Minen oder auch auf dem Bau, eben da wo Australien scheinbar einen Engpass an Arbeitsplätzen hat, da springen die Backpacker ein. Könnte man in Europa auch mal einführen, z.B. in der Gastro! 😉

Er war ganz froh mal ein paar Früchte zu pflücken statt immer nur in der Küche zu stehen. Ich fragte dann warum er es jetzt wieder tat: „Weil es so einfach ist einen Job zu finden!“ meinte er. Und wenn ich wollte, hätte er auch gleich was für mich. Nur ein paar Tage auf einem Fest aushelfen. Das hätte ich mir gerne angeschaut, aber später stellte sich heraus, dass da doch schon alle Stellen besetzt waren. Wenig später ging auch er duschen und ich war allein.

Nach 10 Minuten ungefähr kam er wieder zurück und wunderte sich wie ich, dass unsere Freundinnen immer noch nicht zurück sind. Doch wenig später waren auch sie wieder da. Kathy sollte ihr helfen ihrem Lieblings-kleid einen neuen Look zu verpassen, der jetzt vielleicht etwas zu kurz geworden war. Aber ihr Freund segnete das ab. Wir erfuhren noch das sie nach Mitternacht 29 Jahre wurde und konnten das gar nicht so richtig glauben, weil wirken tut sie wie Anfang 20. Wenig später stiegen wir zusammen in ein Taxi und fuhren zum „Wet-T-shirt-Contest“ zu einem Club in der Stadt. Das Taxi war mit 20 Dollar für eine Strecke von gut 6 km nicht so teuer, erst recht weil wir es durch 4 teilen konnten. Im Club durften wir dann auch nochmal 5 Dollar Eintritt lohnen. Drinnen erinnerte mich die Lokalität an die spanischen Clubs in denen wir waren. Eine Außenterrasse mit mehreren Großbildfernsehern und einer Bühne wo ein DJ auflegen konnte. Doch gerade liefen nicht mehr ganz so aktuelle Lieder mit reichlich Bass im Hintergrund.

Die „Party“ hatten uns die Beiden angekündigt als die größte Party in Broome und das da heute extra viele Leute wären, weil die Saison bald zu Ende ist und hier viele ihren Abschluss feierten. Das sah nicht so aus als wir da waren, die Tanzfläche war nicht mal zur Hälfte voll und die Leute standen mehr rum als das es nach „der Party“ aussah. Aber egal, wir gingen zur Bar und holten uns unsere Getränke, ein Bier und ein Corona, da waren wir dann schon weitere 16 Dollar los. Nun startete auch die Show. Dazu hatten sich 12 Mädels bereit erklärt, die nun immer zu viert auf die Bühne im weißen T-shirt kamen und sich von der Bühnencrew Wasser überschütten ließen. Nur wenige hatten einen BH an, so dass dann nach den ersten Wasser ihre Brüste schön für alle zu sehen waren. Zum Schluss entledigten sich einige sogar ganz ihrer Oberbekleidung um vlt. den Contest zu gewinnen. Megie, unsere Italienerin, erklärte uns, dass sie auch schon da gestanden hätte. Als wir sie fragten warum man das macht, meinte sie nur, für einige sind 750 Dollar Preisgeld ein großes Argument. Das glaubten wir, auch wenn wir es nicht ganz verstanden.

So ging es 4 Runden lang, wo uns immer wieder Oberweiten präsentiert wurden in verschiedenen Formen und Größen dazu Tanzperformance, die bei einigen schon echt bewundernswert war. Es wurden dann immer 2 ausgewählt anhand das Jubels des Publikum´s die dann eine Runde weiter kamen, im Halbfinale legte eine Asiatin sich richtig ins Zeug und ließ zum Schluss auch ihren BH fallen, doch ihre Anstrengungen reichten nicht, was vielleicht auch an ihrer nicht so üppigen Ausstattung lag, dennoch zeigte sie eine beeindruckende Show. Auch die Kandidatin neben ihr zog es ihr gleich, die war schon ein wenig besser bestückt und hatte wohl auch chirurgisch nachhelfen lassen, egal wie dem Publikum gefiel es wohl und so kam sie mit einer anderen ins Finale. Hier legten sich beide nochmal richtig ins Zeug und machten Kopfstand mit Spagat um das Publikum für sich zu überzeugen. Doch der oben ohne Finalisten verhalfen ihre Brüste scheinbar nicht zum Sieg, es gewann die andere, die etwas natürlicher aussah.

Dann war die Show auch schon vorbei. Sowas hatten wir auch noch nicht gesehen. Gerne hätten wir euch ein paar Eindrücke dazu gezeigt, aber während der ganzen Vorstellung herrschte Handy-& Kamera verbot aus verständlichen Gründen und wurde mit Rauswurf belohnt. Danach legte ein DJ harte Bässe zu nicht mehr ganz frischen Liedern auf. Das sein Publikum dazu gar nicht so richtig zu tanzen anfing, schien im egal zu sein. Er spielte was er wollte. Unsere Bekannten hatten sich mittlerweile gestritten und waren gerade nicht auffindbar. Sie waren gerade mal 5 Monate zusammen und er hatte zum Geburtstag kein Geschenk mitgebracht, das hatte sie sich wohl anderes vorgestellt.

Wenig später hatten sie sich doch wohl wieder vertragen und wir konnten gratulieren. Doch den ihr ausgegebenen Drink von uns reichte sie nach dem ersten Schluck an ihren Freund weiter, Jägermeister war wohl nicht so ihr Fall. Der trank ihn um so lieber mit Kathy, ich mag das Zeug nicht und hatte die Ausrede „Auto fahren“. Das war dann auch schon so ziemlich der letzte Teil unseres gemeinsamen Abends zu den sie uns eingeladen hatten. Unter Geburtstag feiern hatten wir ein wenig was anderes verstanden. Doch wir wollten uns nicht aufdrängen. So standen wir noch ein wenig in der Menge und schauten dieser zu wie sie sich nicht sonderlich vom DJ bewegen ließen und er umgekehrt nicht viel Aufmerksamkeit für sie hatte. Zehn vor Eins legte er dann nur noch eine Playlist auf, packte zusammen und ging wortlos. Denn wenig später war dann pünktlich um 1 Uhr die Musik aus und alle gingen nach und nach. Das war uns auch neu. Ohne Protest und große Bemühen der Betreiber gingen die Gäste auf die Straße. Wir folgten dem Pärchen was uns hier zu eingeladen hatte, doch man merkte ihnen an, dass sie nicht so begeistert davon waren. Das Ganze gipfelte dann als sie uns anwiesen an einer Stelle auf sie zu warten, sie würden gleich wieder kommen. Sie gingen dann ein Stück die Straße rauf um dann vor unseren Augen die Straßenseite zu wechseln und wieder in die Richtung zu gehen wo die After-Show-Party war. Mit der Menge verschwanden sie dann auch.

Wir wollten ohnehin nicht mit, alleine die 20 Dollar erneuten Eintritt waren uns zu viel mal abgesehen von den hohen Getränke preisen, aber man hätte auch einfach mit uns reden können. So hatten wir alle Taxis wegfahren lassen und mussten uns nun extra eins rufen, das zu zweit natürlich teurer war als wenn wir mit einem der Busse und anderen mitgefahren wären. So brachte uns der Kleinbus für 22 Dollar zurück zu unserm Auto mit dem wir dann weiter zu unseren Campingplatz und den Kakerlaken fuhren. Der Witz: Der Club wäre dichter zu unserem Zelt gewesen und fußläufig erreichbar gewesen. So machten wir noch eine nächtliche Rundfahrt auf den leeren Straßen.

Am Zelt wieder angekommen, waren die Kakerlaken noch wach, der Rest des Platzes nicht. Sie krabbelten sehr zu unserem Unmut immer noch auf und um unseren Schlafplatz fröhlich herum. Nachdem wir alle sichtbaren Insekten von unserem Zelt verscheucht hatten, stellten wir sicher das keine im Zelt waren und krochen schnell hinein. Doch es sollte eine sehr unruhige Nacht werden, weil immer wieder welche auf dem Zelt herum krabbelten und dabei unangenehme, kratzende Geräusche machten. Doch irgendwann schliefen wir dann doch ein.