Sonntag, 17.September, Tag 74:

Wie gewohnt wurden wir von der Sonne geweckt. Nach einem köstlichen Frühstück, welches durch einen in der Camp-Küche enthaltenen Sandwich-Maker ermöglicht wurde, packten wir zusammen und fuhren los. Es ist schon erstaunlich, egal wie geil sonnig der Tag ist und die Tatsache, dass du weit von zu hause in einem coolen Land unterwegs bist, so eine gerissene Windschutzscheibe weiß dir gut die Laune zu dämpfen, da du weißt was es wieder kosten wird. Aber es half nichts. Es muss gemacht werden und das auch erst morgen, da heute nun mal Sonntag ist.

Um uns davon abzulenken fuhren wir nur ein Stück weit weg vom Campingplatz und parkten am Strand. Da es nirgends einen Schatten-Parkplatz gab, mussten wir uns wohl oder übel in die Sonne stellen. Das sollte nicht folgenlos bleiben, aber dazu später. Wir packten alles zusammen für einen richtig schönen Tag am Strand und machten uns auf zum Meer. Ein herrlicher, weiter Sandstrand begrüßte uns. Hier waren schon mehr Leute als gestern und diesmal auch im Wasser. Wir suchten uns ein Plätzchen und dann ging es auch schon ins Meer. Leider war gerade die Flut am abklingen, also schon wieder Ebbe, so dass es nicht sonderlich tief war. Aber es reichte uns. Man konnte sich herrlich hineinlegen und es hatte eine sehr angenehme Temperatur. Doch das Schnorcheln war hier noch weniger erfolgreich als gestern, dass lag aber daran, dass ich an der falschen Stelle unterwegs war, wie sich später heraus stellte.

Als wir dann erstmal genug vom Wasser hatten, legten wir uns an den Strand. Mir wurde es aber bald zu langweilig und zu heiß. So schnappte ich mir Kamera bzw. Fernglas und ging ein wenig am Strand spazieren,

mal im Wasser mal auf dem Sand, der aber zur Mittagszeit schon richtig heiß war, so dass man nicht lange auf ihm gehen konnte ohne dabei Gefahr zu laufen Brandblasen zu bekommen. Von hier aus konnte ich ein altes Schiff im Wasser sehen, was wir gestern schon bemerkt hatten. Keine Ahnung warum es da liegt.

Später haben wir dann nachgeschaut. Es ist in einen Sturm gefahren, den keiner vorher gesehen hat.  Er ging die ganze Nacht und auch den darauf folgenden Tag. Dabei wurde das Schiff so schwer beschädigt, dass man keinen Sinn mehr darin sah es zu reparieren. Man nahm nur noch die Ladung von Board und ließ das Schiff wo es war. Bis heute.

Nachdem ich wieder zurück war, ging ich auf der anderes Seite des Strandes weiter. Diesmal allerdings „im Wasser“, die Ebbe war mittlerweile so weit zurückgegangen, dass man weite Teile, die bei Flut unter Wasser sind, jetzt zu Fuß erreichen konnte. Wo wir vorhin noch schwimmen waren, war jetzt nur noch Sand. Doch hier und da blieben kleine Pfützen mit Wasser, die genug Leben inne hatten um mich stundenlang zu beschäftigten.

Wenn ich von einer Pfütze in die Nächste stieg, sah ich kleine Fische davon schwimmen. Wenn man dann eine Weile still stehen blieb, kamen sie wieder hervor und man konnte sie betrachten. Allerdings waren sie mit ihrer Hautfarbe so gut an den Untergrund angepasst, dass es unmöglich war ein Foto von ihnen zu machen. Mal abgesehen davon, dass sie bei jeder kleinsten Bewegung sofort davon waren und sich unter den vielen Steinen versteckten. Doch bei vielen anderen hatte ich mehr Glück, so sah ich einen kleinen Oktopus, viele Seegurken, See-Schnecken und viele andere coole Sachen.

Nach meiner Erkundungstour gesellte ich mich zu Kathy zurück. Da wir beide mittlerweile Hunger hatten, ging ich zum Auto um etwas zum Essen zu holen. Dort angekommen musste ich missmutig feststellen, dass die Hitze/Sonne unseren Riss weiter zum wandern gebracht hatte. Gar nicht cool!

Am Strand genossen wir dann ein kleines Picknick, bevor wir uns beide noch mal in der Sonne aalten, mit einem Regenschirm als Sonnenschutz. 😀 Mit einem Hörbuch in unseren Ohren und einem Sonnenbrand auf der Haut verbrachten wir die letzten Stunden am Strand. Zum Schluss hatte Kathy den Sonnenbrand- Wettbewerb gewonnen.

Die so genannten Bikini-Streifen waren sehr gut heraus gearbeitet. 😀 Zum Schluss sahen wir sogar einen kleinen Wal, der sich nicht weit vom Strand vergnügte, ab und zu war seine Schwanzflosse zu sehen, die er auf´s Wasser klatschen ließ, dann wieder kam er mit dem Kopf heraus, drehte sich halb und ließ sich dann mit dem Rücken ins Wasser zurück fallen. Leider nicht nah genug zum fotografieren, trotzdem nochmal ein schöner Moment zum Abschluss.

Wir gingen zu unserem Riss-Auto zurück und fuhren vorsichtig weiter. Wir wollten heute noch bis Karratha kommen. Das ist glücklicherweise nur 35 km weiter und beherbergt einige Werkstätten, auch welche die sich auf Autoscheiben spezialisiert haben. Auf dem Rückweg zum Highway sahen wir an der Seite ein Auto mit Platten. Wir hielten an und fragten ob wir helfen können. Bis wir anhielten, versuchte der Aboriginal bis zum Schluss mit dem schon völlig zerstörten Reifen weiter zu fahren. In dem Auto saßen noch 3 weitere Ureinwohner, der Fahrer, ein älterer Herr unterhielt sich mit uns. Er wollte, dass wir ihn zur nahe gelegenen Tankstelle um seinem Ersatzreifen aufzupumpen brachten, der auch schon ein Loch hatte.

Da wir nur für 2 Leute Platz hatten, fuhr Kathy mit dem älteren Mann in den Ort, während ich dort blieb. Erst später fiel uns auf, dass es in einem fremdem Land nicht so clever ist sich zu trennen und den jeweils anderen einem oder mehreren Fremden zu überlassen. Aber es waren Aboriginis und sie wirkten so freundlich und nett. So war es dann auch schlussendlich. Reisende wie wir die Hilfe brauchten. Trotzdem hätten wir auch einfach seinen Reifen mitnehmen können und mit Luft befüllen.

Doch da ich ihn so verstanden hatte, dass er auch keinen Wagenheber hatte, war es eine gute Gelegenheit unseren Mal zu testen. Der sah aus als wenn er noch nie benutzt worden war. Bevor der andere mit Kathy gefahren war, hatte er den anderen Mann (die anderen 2 waren Frauen, welche sich gleich nach dem Anhalten mit Decken in die Wiese gesetzt haben und mit ihren Smartphones beschäftigt waren, dürften das schon kennen) angewiesen, in deren Sprache nehme ich zu mindesten an, mit zu helfen. Dieser war auch schon im erfahrenen Alter und schaute mir dabei zu, wie ich mich mit unserem doch sehr schwer gängigen Wagenheber, langsam ihr Vorderrad hochwuchtete. Als es halbwegs in der Luft war, löste er die 4 Radmuttern (die 5., war nicht vorhanden) ohne aber das Rad herunter zu nehmen, dabei immer die Kopfhörer von seinem Handy im Ohr.

Als es endlich so hoch war, dass man das Rad abnehmen konnte, nahm ich es ab. Ich fragte ihn wohin es soll, ich war mir aber bis dahin nicht mal sicher ob er mich versteht (viele Aboriginal weigern sich die Amtssprache zu lernen oder zu sprechen), öffnete er mir den Kofferraum. Dabei sah ich auch dass sie sehr wohl einen Wagenheber hatten. Nachdem ich den Reifen hineingelegt hatte, meinte ich zu ihm: „Ach ihr habt doch selber einen!“. Der Mann guckte mich nur ausdruckslos an, und meinte: „Sicher!“. Dann nahm er ihn und schraubte ihn mühelos neben unseren, sah aus als hätte er das schon öfter gemacht. Sicherlich hat er sich innerlich tot gelacht als ich mir da einen abgewürgt habe… 😀

Dann verschwand er wieder im Auto ohne was zu sagen. So stand ich ein bisschen doof in der Gegend neben der Straße und schaute erstaunt den vorbeifahrenden Autos zu von den nicht eins anhielt um Hilfe anzubieten. Kathy hatte inzwischen ein nette Unterhaltung mit dem Opa, der wie er erzählte gerade seine Enkelin im Gefängnis besucht hatte, das kurz nicht allzu weit vom Pannenort entfernt war, wir sind da auch dran vorbei gefahren. Allerdings traute Kathy sich nicht zu fragen, warum sie den dort war. Er erkundigte sich wo wir herkamen und war begeistert von unserem Solarpanel, außerdem das vor kurzem wohl jemand angegriffen worden sei von einen Hai, in der Bucht in der wir heute schwimmen waren.

An der Tankstelle füllten sie den Luft lassenden Ersatzreifen wieder auf. Der Opa beruhigte Kathy aber, dass unterwegs noch genug Tankstellen kämen und er bei einem Verwandten die Reifen nochmals tauschen könne. Es war kurz nach 17 Uhr und noch knappe 300km bis Port Hedland wo sie heute noch hin wollten, aber gut er wird schon wissen was er tut. Zurück beim Auto brachte der Kopfhörer-Aborigini dann den Reifen wieder an. Währenddessen unterhielten wir uns mit dem Mann und seiner Frau, die nun auf einmal doch dazu kam und auch reichlich Rede bedarf hatte. Wir sprachen erst über ihr Auto, dass auch einen kompletten Riss durch die ganze Windschutzscheibe hatte, außerdem eine Motorhaube die mit einen Strick zu gehalten worden ist und die linken Scheinwerfer waren auch „nicht mehr ganz“. Ein großes Känguru was sie vor ein paar Tagen „getroffen“ hatten. Das Positive war, wir sahen, dass eine Scheibe viel mehr reißen kann als unsere und dennoch nicht bricht.

Die Frau versuchte uns dann noch zu erklären wo sie herkommen, doch mit unseren mangelnden Ortskenntnissen war das eher schwierig. So erzählte sie uns dass man vor kurzen noch Buschmenschen entdeckt hatte, die immer noch fern ab der Zivilisation leben und mit der auch nichts zu tun haben wollen, doch sie seien nicht solche. Sie leben in einer Modernen Community. Witzig hatte sie gedacht wir halten sie für Buschmenschen?! Sie bedankten sich und wir verabschiedeten uns. Als sie dann weg waren sprang unsere Auto nicht mehr an….

Doch das Problem war recht schnell behoben. Unser Tank war nicht mehr ganz voll und wir hatten auf einer schrägen Böschung geparkt, so dass alles Benzin sich auf der Seite gesammelt hatte, wo es scheinbar nicht mehr angesaugt werden konnten. So holten wir einen Kanister vom Dach, füllten den auf und siehe da, unser Auto sprach wieder mit uns! Ohne weitere Zwischenfälle erreichten wir den Caravan-Park, den wir für die nächsten 2 Tage ausgesucht hatten. Das reicht hoffentlich um unsere Scheibe zu wechseln. Wir checkten ein und durften neben dem Pool unser Zelt aufbauen. Wir suchten uns ein schattiges Plätzchen am Ende des Platzes, bevor wir dann den Pool testen gingen.

Der war ein wenig kälter als das Meer, aber wenn man erstmal drin war, war es sehr erfrischend nach dem wieder mal sehr heißen Tag. Gut runtergekühlt machten wir uns ans Abendessen in der sehr kleinen Camp-Küche, die sich dadurch auch noch schnell aufheizte sobald man die Gasherde benutzte. Nach dem Rinder-Steak und Bratwürstchen verzerrt waren, suchten wir noch einige Adressen für morgen raus, dabei war die Liste sehr hilfreich, die mir der Camp-Manager ausgedruckt hatte, auf der sämtliche Adressen standen, die was mit Fahrzeugen zu tun hatten.

Bald darauf waren wir auch im Land der Träume!