Sonntag, 5.November, Tag 123:

Auch in der Nacht hat es immer mal wieder noch kurz ein paar Schauer gegeben, doch wir sind glücklicherweise trocken geblieben in unserem Zelt, was vielleicht auch daran lag, dass ich am Abend noch unsere große blaue Plane übergeworfen habe. Am Morgen war es sehr bewölkt, aber trotzdem schon wieder sehr warm. Durch den Regen in der Nacht wurde es richtig schwül bis zum Mittag. Wir standen ganz entspannt auf und konnten feststellen, dass der Alkohol in Form von Wein gestern Abend keine großen Auswirkungen auf uns hatte, obwohl wir nun doch schon eine Weile in Abstinenz leben.

Ganz normal gingen wir in die Morgenroutine über. Zwischendurch sah ich gerade zufällig wie die jungen Backpacker eine ganze Kiste mit Werkzeugen und anderen Sachen wegwerfen wollten. Zusammen schauten wir die Kiste nochmals durch, dabei sahen sie ein, dass sie Keilriemen und Spann-gurte vielleicht doch noch irgendwann gebrauchen könnten. Auch wir konnten noch einen neuen Spanngurt und ein Reifen-Reparatur-Set ergattern, sowie einen Hammer (sie hatten 5 ! im Auto) aus Metall und somit unseren blöden, kaputten Gummihammer endlich entsorgen. Das restliche Werkzeug gaben wir einen Mann mit einem Pickup, der neben uns zeltete und die scheinbar gut gebrauchen konnte. Damit war die erste gute Tat des Tages getan und mein Karma wieder voll aufgefüllt! 😀 Aber es wäre echt schade gewesen, die ganzen Werkzeuge (Schraubenschlüssel, Abschleppösen etc.) in den Müll zu schmeißen.

Auch später kamen sie noch einmal mit weiteren Werkzeugen, diesmal Schraubenzieher in einem Koffer mit verschiedenen Größen, welchen sie auch nicht mehr haben wollten. Zu Hause hätte ich den gerne genommen, doch hier konnten wir es leider nicht gebrauchen. Daher ging es wieder an unseren Nachbarn, der sein Glück gar nicht so richtig verstehen konnte, aber alles gerne nahm. Dann waren sie wohl endlich fertig mit ihrer Ausräum-Aktion und hatten nun wesentlich mehr Platz im Auto, so dass auch Fiona (so hieß das Mädel von ihnen) auf der Rückbank nun auch richtig sitzen konnte. Vorher war sie wohl immer zwischen lauter Taschen und Rucksäcken eingequetscht gewesen, nun hatten sie den Großteil in den Kofferraum bekommen. Das Ganze erinnerte uns stark an den Beginn unserer Reise, auch wir hatten einige Zeit gebraucht, bis wir uns von einigen für uns unnötigen Sachen getrennt hatten und ein praktikables System gefunden haben.

Sie waren ein wenig eher fertig als wir und sind zu Fuß in den Ort gegangen, wo eigentlich heute ein Markt stattfinden sollte. Doch als auch wir losfuhren, trafen wir sie wieder auf der Straße gerade auf dem Rückweg. Sie erzählten uns, dass heute gar kein Markt ist und der nächste erst wieder in 3 Wochen stattfindet. Warum schreiben die dann auf ein Schild „jeden Sonntag – Markt“? Egal, wir verabschiedeten uns von ihnen und wünschten ihnen ein schöne Reise, sowie sie uns auch.

Uns passte es aber eigentlich ganz gut, dass doch kein Markt ist. Erstens geben wir weniger Geld aus und zweitens hatten wir nun mehr Zeit für die restlichen Ziele unseres Tages. Daher fuhren wir gleich wieder in den „Nightcap Nationalpark“ um uns auch den anderen Wasserfall anzuschauen, den wir gestern nicht mehr geschafft hatten. Dazu mussten wir fast eine Stunde fahren, aber wieder die hüglige Straße mit den vielen Kurven. Doch sie führte durch schöne kleine Dörfer und durch herrliche Natur. Die Straße hätte besser sein können, weil sie hatte immer mal wieder tiefe Schlaglöcher und Absätze. Die waren aber freundlicherweise ganz lieb markiert. Es sah aus als wären Kinder mit Kreide los gezogen und hätten all diese „Gefahrenstellen“ markiert. So wurden tiefe Schlaglöcher mit einer gestrichelten Linie rechtzeitig angekündigt, die dann zu dem Loch führt, welches nochmal extra neon gelb umrandet war. Oder auch Bodenwellen, wo die Straße einfach ein Stück abgesackt ist, waren mit einem gelben Rahmen umrandet und die ganze Fläche mit dünnen Kreide-streifen gestrichelt, ähnlich wie eine Sperrfläche, nur sahen diese eben aus wie Kreide-Malereien von Kindern. Allerdings kann es keine Kreide gewesen sein, weil sie auch nach dem Regen noch da waren.

Irgendwann war die Asphaltstraße auch vorbei und wurde durch eine Schotterpiste abgelöst als wir in den Nationalpark einfuhren. Auf der Strecke waren dann witziger Weise dann auch wesentlich weniger Schlaglöcher als auf der Straße und sie ließ sich fast besser fahren. Nur bei dem Wasserfall-Parkplatz war wieder Asphalt. Doch unser Navi wollte uns irgendwie noch weiterführen, also fuhren wir wieder mal durch einen kleinen Bach (Yeahh!!!) und noch ein ganzes Stück in den Regenwald hinein. Irgendwann kamen wir an eine Tafel und stellten fest, dass hier nichts mehr Interessantes kommt und wir am Ende wieder aus dem Nationalpark raus fahren. Daher drehten wir um. Uns störte es auch gar nicht, dass wir quasi einen Umweg gefahren waren, weil es einfach Spaß machte durch den Regenwald auf dieser kleinen Schotterpiste zu fahren. Überall um einen herum nur herrliche Natur!

Auf dem Parkplatz angekommen überraschte uns noch eine kleine Eidechse:

Am Wasserfall hatten wir einen grandiosen Blick auf diesen. Über einen kleinen, asphaltierten Weg kamen wir auf eine Aussichtsplattform. Die war direkt neben dem Wasserfall und man konnte in die Tiefe schauen, laut einem Schild ging es dort 100m runter.

Wir gingen an dem Bach entlang und machten auch hier noch ein paar Bilder von der schönen Natur.

Man hätte den Weg auch noch weiter gehen können um am Fuß des Wasserfalls zu kommen. Doch dazu fehlte uns heute die Motivation. Es war einfach zu schwül für diesen knapp 8km rauf und runter Wanderweg. Außerdem hatten wir mittlerweile schon einige Wasserfälle von unten gesehen, so dass wir auf diesen verzichten konnten. Stattdessen fuhren wir ein Stück weiter und hatten aus etwas mehr Entfernung nochmals einen wunderbaren Blick auf dieses Naturschauspiel.

Während wir auf den Aussichtspunkt gingen, kamen uns lauter verschwitzte und keuchende Wanderer entgegen, sie hatten die Rundwanderung gemacht. Und so wie sie aussahen, waren wir sehr froh darüber, dass wir nicht runter gegangen sind, dazu fehlte uns einfach die Energie heute.

Wir verließen den wunderschönen Nationalpark und setzten unseren Weg Richtung Melbourne fort. Unsere nächste Stadt auf dem Weg dorthin war Lismore. Hier gab es eine Koala-Auffangstation, die Tiere werden hier verletzt abgegeben, genesen unter Aufsicht und werden wieder in die Wildnis entlassen. Gegen eine Spende sollte es hier eine Führung geben. Eine freundliche Dame begrüßte uns und erklärte uns, dass normalerweise Sonntags keine Touren gegeben werden, aber sie würde uns eine schnelle geben, wenn das für uns ok ist, denn sie hätte noch einiges zu tun. Die ganze Station ist eine gemeinnützige Organisation und arbeitet nur mit einer Angestellten, die restlichen Mitarbeiter sind alles Freiwillige. Zuerst gingen wir in das Vereinshaus, wo sie uns ein wenig über die Lebensweise von Koalas zeigt und erzählte. Auf Fotos konnten wir sehen, wie ein Koala von ganz klein, nicht größer als eine Euro-Münze, zu einem ausgewachsenen Tier wurde. Außerdem zeigte sie uns Bilder von der häufigsten Ursache warum hier Koalas eingeliefert werden. Wir sahen Bildern von Koalas mit total zu geschwollenen Augen, die echt gruselig aussahen, und wenn das nicht behandelt wird können die Koalas blind werden. Glücklicherweise lässt sich das gut behandeln.

Danach gingen wir wieder nach draußen. An einem Baum zeigte sie uns, wie man erkennen kann, ob Koalas in diesen leben oder nicht. Wenn sie die Rinde empor klettern, hinterlassen sie dabei deutlich erkennbare Kratzspuren. Sie führte uns zu den Gehegen von den Koalas und stellte uns 2 von ihren Schützlingen vor.

Anschließend gingen wir noch zu einem großen Glaskasten, wo alle momentanen Patienten aus hingen mit Foto. Zu jeden der Tiere erzählte sie uns die Geschichte. Damit war die Führung zu Ende, wir gingen nochmal in das Vereinshaus, wo wir unsere Spende entrichteten und noch drei Postkarten mit niedlichen Koalas kauften als Erinnerung. Wir bedankten uns für die klasse Führung, die nun fast eine „kurze“ Stunde gedauert hatte. Wir hatten viel gelernt über die kleinen grauen Pelztiere. Sie gab uns noch eine Karte mit, wo wir im Umland noch Koalas in freier Wildbahn finden können.

Doch bevor wir dorthin fuhren, mussten wir noch kurz zum „K-Markt“ , eine Art asiatischer Alles-Markt. Hier mussten wir uns eine neue Luftmatratze kaufen. Trotz zahlreicher Flick-Versuche wachen wir in letzter Zeit morgens immer auf den Fußboden auf. Wir wollten eigentlich keine Neue mehr kaufen, doch nachdem wir auch heute in der Früh wieder mit Rückenschmerzen aufgewacht sind, haben wir beschlossen dem endlich ein Ende zu setzen. Für nur 18$ waren wir auch überrascht, wie günstig unser neues Bett war. Doch als wir schon im Markt waren, mussten wir feststellen, dass es verschiedene Größen gibt und wir nur eine Ahnung hatten, welche Größe bei uns ins Auto passt. Daher gingen wir zu diesem nochmal zurück und maßen es aus. Zurück im Laden konnten wir uns für die Richtige entscheiden.

Und jetzt fuhren wir raus aus der Stadt und gingen auf „Koala-Jagd“. Wir wollten unbedingt noch wenigstens einen Koala in der Natur fotografieren. Nach dem wir auf eine kleine Nebenstraße abgebogen waren, die uns an zahlreichen Farmen und Rinder-Weiden vorbei führte,

fanden wir auch schon den Ersten. Doch im Gegensatz zu dem was uns die Frau aus dem Koala-Center gesagt hatte, war dieser in einen recht hohen Baum geklettert und machte es schwierig mit unserem dürftigen Kamera-Equipment zu fotografieren. Wir versuchten uns auch kurzerhand aus unserem Fernglas ein Objektiv zu bauen, in dem wir es einfach vor die Linse hielten. Das funktionierte sogar ganz gut, nur war es jetzt viel schwieriger den Koala wieder im Baum zu finden. Irgendwann gaben wir es auf.

Wir setzten den Weg auf der Straße fort, immer mit den Blick in die Bäume versuchten wir noch weitere zu entdecken. So waren wir eine Weile unterwegs, aber bis auf Schilder mit ihnen drauf sahen wir keine. Doch auf dem letzten Schotterweg in den wir fuhren hatten wir richtiges Glück! Wieder auf einer Weide entdeckten wir einen pelzigen Freund auf einem sehr kleinen Baum, der sich viel besser zum fotografieren anbot. Und als wir ausstiegen, sahen wir das wir sogar noch mehr Glück hatten: Es war nämlich eine Mutter mit ihrem Baby!!! Es war so cool, das in der freien Natur zu sehen. Außerdem waren sie auch gerade aktiv auf Futtersuche und wir schauten beiden eine ganze Zeit zu bzw. machten reichlich Bilder.

Irgendwann fing es an zu regnen und wir ließen die Zwei wieder alleine. Bevor wir wieder auf die Straße kamen, fuhren wir noch an einen der farbenfrohen Sträucher vorbei, die hier gerade alle im Frühling erblühen. Nach einem „Erinnerungsschuss“ davon setzten wir unsere Route fort.

Der Regen wurde immer heftiger. Es kam Sturm dazu, der ordentlich an unserem Auto zehrte, reichlich Zeug von den Bäumen auf die Straße wehte und an einigen Stellen sogar Bäume umlegte. Gott sei dank waren wir nie drunter und der einzige Baum, welcher auf der Straße lag, konnten wir dank 2 Fahrspuren gut umfahren. Auch als wir in der Stadt „Casino“ ankamen, hatte der Regen nicht nachgelassen. Es waren jetzt noch knapp 20km bis zu der Raststätte, die wir uns für heute Nacht rausgesucht hatten und das Wetter schien sich in nächster Zeit nicht beruhigen zu wollen. Daher beschlossen wir heute mal wieder bei McDonalds zu essen, da an draußen kochen bei den Umständen nicht zu denken war.

Im Restaurant am „Selbstbesteller-Terminal“ (keine Ahnung wie das auf Deutsch richtig heißt), wo man an einem riesigen Display per Touch seine Bestellung auswählen kann, fanden wir das „Familien-Menü“. Für nur 25$ konnte man hier 4 Getränke, 2 große und 2 normale Burger, 2 Salate, eine große Portion Pommes sowie eine 6er Box Chicken-Nugget bestellen. Da es dem nahe kam was wir normalerweise immer bezahlen und bestellen (nur das wir hier mehr zum selben Preis bekamen), probierten wir das heute mal aus. Es sah vielleicht ein wenig verfressen aus, als wir dann unsere Bestellung bekamen, die normalerweise eine ganze Familie essen soll. Doch wir hatten den ganzen Tag nicht viel gegessen und dementsprechend Hunger. Da der McDonalds-Fraß sowie nicht lange den Hunger stillt, wie man aus Erfahrung weiß, mussten wir ja quasi zu schlagen. Am Ende wurden wir satt und es waren noch die 2 kleinen Burger übrig, die nahmen wir mit.

In der Zwischenzeit hatte es aufgehört zu regnen und nieselte nur noch leicht. Wir brachten die letzten Kilometer hinter uns und kamen auf der Raststätte an. Hier sah man deutlich die Spuren vom Sturm, denn überall lagen abgerissene Äste und Laub auf dem Boden. Wir stellten uns neben einen großen überdachten Picknick-Tisch und „bauten“ unser neues Bett auf. Zu der Luftmatratze haben wir uns auch noch endlich eine Pumpe in den letzten paar Wochen gekauft, so dass wir sie nun endlich mal nicht mit dem Mund auf pusten mussten, wie sonst immer. Auch wenn wir hoffentlich die Neue nur einmal aufblasen müssen, war es doch wesentlich entspannter das jetzt mit dem Arm machen zu können als mit dem eigenem Atem, denn dabei wird einem immer ganz schwindlig. 😀

Da es mittlerweile wieder angefangen hatte zu regnen und wir eh keinen Internet Empfang hatten, beschlossen wir es auch gut sein zu lassen für diesen Tag.