Donnerstag, 28.September, Tag 85:

Arschkalt war sie gewesen die Nacht. Mehrfach war ich wach geworden, weil ich wieder irgendwo mich abgedeckt hatte. Sie war zwar zum aushalten gewesen, doch wir beschlossen, die nächste Nacht wird wieder im Auto geschlafen. Als ich aufstand, waren die Franzosen mit dem weißen Kombi schon komplett zusammen gepackt. Sie hatten gestern Abend schon gesagt, dass sie recht früh aufbrechen werden, doch ich glaube die kalte Nacht hat auch zu ihrer frühen Abfahrt beigetragen. Sie sahen jedenfalls so aus wie wir uns fühlten. Wir verabschiedeten uns wieder bis zum Abend.

Auch die Franzosen mit dem roten Kombi waren recht bald gefahren. Sie alle hatten nicht gefrühstückt, doch für uns kam das nicht in Frage. Wir entzündeten das Feuer neu und machten uns unser Essen, während uns das Feuer wohltuende Wärme spendete. Langsam kam die Sonne auch wieder raus und machte den Tag angenehmer. Wir aßen in Ruhe auf und packten zusammen. Währenddessen sahen wir wie einer der Jeeps den anderen gegenüber versuchte Starthilfe zu geben. Doch das glückte nicht. Der eine fuhr, kurz bevor wir auch abfuhren, sahen wir wie das ein Pannendienst kam und kompliziert ausschauende Geräte an das Auto anklemmte. Später erfuhren wir, dass man diese neuen Autos gar nicht mehr normal überbrücken kann, weil sie mittlerweile so viel Kram drin haben, die das unmöglich machen. Da hast du schon nen nicht billigen Jeep und dann kannst du dem nicht mal Starthilfe gegeben. Kein Auto für uns!

Als wir endlich auf der Straße waren, legten wir die 50km bis zum Kalbarri NTP zurück. Viele hatten uns einen Besuch hier empfohlen, da er sowieso in unserem „Natur-Ticket“ enthalten ist, konnten wir das nach heute „abhacken“. An der Eintritts Station zeigten wir unseren Ferienpass und durften in den Park fahren. Als erstes fuhren wir zum „Ross Graham Lookout“ von hier aus hatte man einen fantastischen Blick auf den Murchason River.

 

Der Fluss schlängelte sich durch eine bildschöne Schlucht und war an den Seiten von roten Felsen ummauert. Das war definitiv ein Besuch wert. Erst schauten wir uns das von oben an und dann gingen wir auch runter zum Flussbett um es auch von unten gesehen zu haben.

Danach fuhren wir auf die andere Seite des Nationalparks. Hier gab es den „Z Bend“ einen Aussichtspunkt auf eine Z Biegung auf den Fluss. Auch hier war die Aussicht wieder brillant und so einzigartig wie man sie nur in Australien sehen kann. Wir machten einige Fotos und genossen die Aussicht bevor es weiter ging.

Unser nächster und letzter Halt war das „Nature Window“ (Natur-Fenster). Auch das war wieder ein Aussichtspunkt von oben auf den Fluss. Doch es gab auch einen Rundweg von 9km, wo man sich die Gegend ganz genau anschauen kann. Das machten wir nicht. Wir gingen nur bis zu dem „Nature Window“, was schon nach einem Kilometer kam. Dabei handelt es sich um ein Loch im Fels, was ein bisschen aussieht wie ein Fenster und dahinter liegt natürlich der Fluss mitten in der malerischen Schlucht. Daher das Fenster zur Natur und somit auch ein beliebtes Fotomotiv für alle. Da auch gerade Ferien sind, waren auch viele Familien unterwegs. Diese setzten sich dann in das Fenster und Mami machte dann ein Foto. Dabei mussten sie ganz laut „(School)Holiday“ (Schul-Ferien) sagen. Bevor wir uns dann ins Loch setzen konnten, mussten wir also ein paar Familien abwarten. Vor uns war eine Gruppe Deutscher, die wir schon vom Parkplatz aus großer Entfernung als Deutsche identifizieren konnten. Während sie auch auf ihre Gelegenheit warteten, schnatterten sie fröhlich im Studenten-Deutsch, was dann alle Zweifel beseitigte. Sie waren zwar dann ein bisschen überrascht als eine von ihnen auf mich zu kam und ich sie fragte auf deutsch, ob ich ein Foto von ihnen machen solle. Sie hockten sich dann zu sechst in das Fenster und ich machte das Foto. Anschließend baten wir sie ein Foto von uns zu machen. Als wir dann auf dem Stein saßen, riefen auch wir laut „Holiday“, worauf die meisten in der Nähe lachten. 😀

Dann gingen wir zurück, unterwegs hörten wir ein Geräusch, was sich verdächtig nach Drohne anhörte. Nach ein bisschen suchen im Himmel fanden wir sie dann auch, doch es war nicht nur eine, es waren 2 die fröhlich umher flogen. Tolle Spielzeuge, irgendwann werden wir uns auch mal eine zu legen. Kurz darauf waren wir wieder auf dem Parkplatz. Dieser faszinierte mich völlig, weil er aus quietsch gelben Sand bestand.

Nun fuhren wir aus dem NTP wieder heraus. Es war ein kleiner und bis auf die Wanderung hatten wir alles gesehen. Jetzt waren wir auf dem Weg in die gleichnamige Stadt Kalbarri. Eine sehr schöne kleine Hafenstadt in der wir hielten. Erst gingen wir noch einkaufen und anschließend machten wir eine etwas länger Kaffee-Pause an der Bootsrampe. Dort gab es auch ein sehr sauberes WC-Häuschen, bei dem wir auch gleich wieder unser Wasser auffüllen konnten. Man hatte einen guten Blick auf die kleine Bucht vor der Stadt und gleichzeitig konnte man im Hintergrund das Meer sehen mit den Wellen. Auf dem „See“ waren einige Kanus unterwegs. Im Sonnenschein genossen wir unseren Kaffee, als der dann leer war, fuhren wir weiter.

Dann ging es von einem Lookout zum anderen. Das gehört auch noch zum Teil des Nationalparks und zeichnet sich durch seine schöne Küste. Der erste war gleich beim Hafen und bot nochmal eine schöne Sicht auf das Meer und die Stadt. Die nächsten will ich jetzt nicht alle einzeln beschreiben, weil sie doch recht ähnlich sind, schaut euch einfach lieber die Bilder an 😉 !

Einzige Ausnahme war der Aussichtspunkt „Eagle Bluff“. Der war ein wesentlich höherer Aussichtspunkt als die anderen. Und gab noch mal einen schönen Blick auf die Küste frei. Doch am Horizont konnte man schon einen Regenschauer herannahen sehen

und auf dem Rückweg erwischte er uns voll. Ein schöner kräftiger Schauer der unsere Sachen innerhalb kurzer Zeit komplett durchnässt hatte und einen schönen Wind mitbrachte, das einem auch gleich richtig kalt wurde. So rannten wir die letzten Meter bis zum Auto, doch als wir auf dem Parkplatz ankamen, war es auch schon wieder vorbei. So schnell wie es begonnen hatte, war es auch vorbei. Durch die Wolken kam auch schon die Sonne wieder durch. So konnten wir uns wenigsten im Sonnenschein einmal komplett umziehen.

Nächster und letzter Halt war die „Eagle George“. Die Sonne schien wieder hinter den Wolken hervor und gab einen guten Blick auf die Umgebung frei.

Danach hatten wir aber die Schnauze voll, von alle paar Kilometer anhalten und einen Lookout zu besuchen, die doch alle sehr ähnlich waren. So machten wir uns auf den Weg zum Rastplatz für die Nacht. Es wären noch ein paar gekommen, aber es war auch jetzt schon später Nachmittag und wir wollten noch vorm Dunkel werden ankommen. Es waren noch gute 150 km und damit hatten wir noch ein gutes Stück zu fahren.

Unterwegs kamen wir noch an einem „Pink Lake“ vorbei. Der eine Franzose hatte uns ganz begeistert davon erzählt, so machten wir den kleinen Schlenker noch mit. Und das lohnte sich. Zwischenzeitlich hatte es immer mal wieder kurz geregnet und als wir ankamen an dem „pinken See“ waren gerade 2 Regenbogen über dem See. Was ein toller Anblick. Dann versuchten wir mit den Kamera´s die die Regenbogen einzufangen und natürlich die Farbe des See. Doch die Fotos können das leider nicht so gut darstellen, wie es in echt war. Am Abend zeigte uns Jeremy (einer der Franzosen) Aufnahmen von seiner Drohne, die die Farbe des See´s perfekt eingefangen hatte. Der See ist sehr salzhaltig, das ermöglicht bestimmten Bakterien dort zu leben. Diese sind auch verantwortlich für diese ungewöhnliche Farbe. Doch wie sie genau diese erzeugen ist bis heute unerforscht. Erst 2015 gab es ein Studie, die aber nur den Mythos aufräumte, dass die Farbe von Algen kommt. Ob die Bakterien von sich aus die Farbe schon haben oder erst beim Zersetzen von Salz erzeugen ist ungeklärt. Geben tut es dieses Phänomen aber schon lange. Anfang des 19. Jahrhundert schrieb ein Forscher schon über diese Entdeckungen hier. In Australien gibt es die meisten davon, aber auch welche in Kanada und Afrika.

Nun ging es nur noch zu unserem Rastplatz. Wir kamen vorbei an einigen echt schönen Landschaften,

durch ein kleines historisches Dorf und kurz hinter diesem war unser Rastplatz. Da wir nicht genau wussten, wo dieser ist, der war auf unserer App nicht verzeichnet, mussten wir ihn erst suchen. Gerade als wir 2 nervige Nissan SUV´s überholt hatten, die die ganze Zeit auf die Bremse stiegen (asiatische Frauen), sahen wir unsere neuen Freunde in einer Park-tasche stehen. So mussten wir anhalten, die zwei Nissan wieder vorbei fahren lassen und umkehren.

Die Franzosen hatten schon ein Feuer angezündet, doch mit Holz zum Nachlegen sah es schlecht aus. So gingen wir gleich mal los und holten welches. Auf der anderen Straßenseite fanden wir einen toten Baum, der uns reichlich davon geben konnte. Während wir Männer also so Nachschub holten, platzte es aus Jeremy heraus: „Wisst ihr eigentlich wie anstrengend es ist mit 2 Frauen unterwegs zu sein?!“ Er reiste mit seiner Freundin und Schwester, nicht unbedingt die Kombo die ich für einen Australien Trip wählen würde, aber muss ja jeder selber wissen. Ich meinte nur: „Kann ich mir vorstellen.“ Darauf der andere Franzose: „Mir reicht schon eine!“ Dann war das Gespräch auch schon wieder zu Ende. „Männergespräche“ 😀

Zurück am Feuer, kümmerte sich wieder jeder um sein Abendessen, wobei auch heute wieder neidische Blicke auf unser Essen fielen und ob da nicht was übrig bleiben würde. Nein, ich kann ja portionsgerecht kochen! 😉 So aßen die anderen mal wieder Nudeln mit Tomatensoße und Folienkartoffeln aus dem Feuer. Bei der Zubereitung des Abendessens konnte man die Spannung zwischen Schwester und Freundin gut sehen. Die Franzosen boten uns heute ein Bier an, was wir gerne annahmen, gestern hatten schon die anderen einen guten Wein mit uns geteilt. Langsam fühlten wir uns ein bisschen schlecht, weil wir ihnen nichts bieten konnten. Nach dem Essen saßen wir noch ein wenig am Feuer, ab und zu regnete es ein bisschen und der Wind zog kalt unter die Kleidung.

Auf einmal gab es Aufregung! Ein großer Hundertfüßer war aus dem gesammelten Holz herausgekrabbelt und lief nun wild um das Feuer. Die Mädels um dem Feuer fanden das nicht so witzig, die Jungs waren begeistert von dem Tierchen. Ich lief schnell los um die Kamera zu holen, doch wie meistens war er schon weg als ich wieder da war. Der eine Franzose googelte das Tierchen und wir mussten feststellen, dass es einer der giftigsten Insekten weltweit war. Gut das ihn keiner angefasst hat!

Wir unterhielten uns noch ein bisschen. Unter anderen erzählten wir den einem schwedischen Mädchen, dass wenn uns die Füße so kalt sind, wir einen oder mehrere Steine vom Feuer mit ins Zelt nehmen. Sie war begeistert von der Idee und suchte sich gleich ein paar Steine aus, welche sie mit in ihr Zelt nehmen will. Ihr Freund war nicht so begeistert von der Idee, er hatte Angst, dass sie irgendwas im Zelt verbrennen würde. Dennoch genehmigte er das Unterfangen und stellte sogar ein altes Handtuch von ihm zur Verfügung um die Steine darin ein zu wickeln.

Es wurde nun endgültig allen zu kalt und so gingen alle in ihre Zelte und wir in unser Auto. Gerade als wir unser Bett zurecht gelegt hatten, hörten wir, wie der Regen anfing auf unser Dach zu prasseln. Wir beneideten die in den Zelten nicht!