Donnerstag, 5.Oktober, Tag 92:

Um 7.30 Uhr wurden wir durch ein lautes Klopfen an unserer Scheibe geweckt. Ich öffnete die Tür und noch bevor ich aufstehen, geschweige mir was anziehen konnte, donnerte ein älterer Herr los (offensichtlich der Platzwart oder ein Mitarbeiter der Gemeinde, Logo derer waren sowohl auf seinem Pullover als auch auf seinem Pickup, er schien also dazu berechtigt zu sein), wir sollen machen das wir verschwinden. Da wäre ein Campingplatz nur 6km von hier entfernt, dieser Platz wäre nur für „self-contained“ Fahrzeuge, er deute auf das Schild. Ich stellte mich ein bisschen dumm und tat so als wüsste ich nicht so richtig wie ich mir das aus dem Englischen übersetzen sollte. Doch das brachte ihn nur weiter auf: „Hast du eine Dusche oder eine Toilette in deinem Auto? Wohl kaum!“. Ich sah ein das es sinnlos war mit ihm darüber zu streiten. Glücklicherweise rief er keine Polizei, Abschleppdienst oder verlangte eine Strafe. Da wir wollten, dass das auch so blieb, beeilte ich mich hinters Steuer zu kommen. Ich sollte den Franzosen folgen, den hätte er schon den Weg dorthin beschrieben. Selbstverständlich hatte er diese auch aufgescheucht (als erstes), der Franzose warf mir einen Blick zu und verdrehte die Augen. Doch wir fuhren ihnen nicht nach, sondern nur ein Stück die Straße rauf zum Parkplatz neben einem Museum und wo öffentliche Toiletten waren.

Dort frühstückten wir in Ruhe und warteten die ganze Zeit insgeheim, dass der Mitarbeiter uns auch von hier vertreiben wollte, doch es kam keiner. Wir beendeten unsere Morgenroutine und gingen uns noch die Ausstellungstücke außerhalb des Museums anschauen. Unter anderem einen dicken Baumstamm, der breiter war als ich hoch im Querschnitt und insgesamt 12t wog (stand auf einem Schild). Der Baum war über 400 Jahre alt und musste vor knapp 10 Jahren gefällt werden, weil er ein Risiko für die öffentliche Sicherheit war.

Außerdem war noch eine Infotafel da, die ein wenig über die Entstehung des Ortes aufklärte. Es war das übliche, entstanden als Vorort von Perth hauptsächlich um Bauholz für die heranwachsende Stadt zu schlagen, aber Jahrhunderte vorher waren schon die Ureinwohner da, Anfang des 20.Jh waren sie Hauptexport-stelle von Western Australien, es wurden extra Eisenbahnschienen in den nächsten Hafen gelegt, der damit größte Hauptumschlagplatz für Australien war, dann kam der Krieg, alle gingen heldenhaft kämpfen, die Holzindustrie kam nahe zu zum Stillstand, doch dann war wieder Friede, Freude, Eierkuchen und alle konnten wieder Holz hacken bis heute. Ende der Geschichte. (Fast überall die Selbe, nur die Jahreszahlen, Namen und Rohstoffe ändern sich manchmal.)

Wir fuhren zurück auf den Highway.

Gute 300km später waren wir in Pemberton unserem heutigen Tagesziel. Hier wollten wir in den Gloucester Nationalpark um an einem der größten Bäume empor zu klettern. Mit unserem Nationalpark-Pass konnten wir zügig durch die Eintritts-Kontrolle fahren, parkten und wurden gleich nach dem Aussteigen von verschiedenen Sittichen begrüßt.

Da am Gloucester Baum (so hieß der an dem man hinauf klettern konnte) gerade eine Horde Asiaten waren, beschlossen wir erst einmal einen Spaziergang durch den Park zu machen. Ein kleiner Pfad führte uns direkt in den Wald von Karri-Bäumen (das sind die größten Bäume in Australien, sie können bis zu 70m hoch werden).

Umgeben von diesen großen Bäumen wanderten wir immer weiter und waren fasziniert. Zwischen den Bäumen am Boden waren gerade eine Vielzahl von Pflanzen am blühen und boten so ein Frühlings-haftes Bild. Bevor wir wieder zu dem „Hauptbaum“ zurückkehrten, sahen wir noch einen gefällten Kollegen dessen.

Am „Gloucester Tree“ waren zwar immer noch einige asiatische Mitbürger, aber jetzt sah es so aus als wenn wir auch eine Chance hätten empor zu steigen. Und los ging es: In den Baum waren lauter Eisenstangen eingelassen, an denen man sich hoch arbeiten musste.

Nach außen war zwar ein Wildzaun gespannt, doch der schaffte es nicht wirklich ein Gefühl von Sicherheit zu geben. Wir ließen den Waldboden immer weiter hinter uns und stiegen weiter zur Spitze.

In der Krone des Baumes war dann aber wieder eine Plattform aus Metall und mit richtigen Gittern zu den Seiten installiert.

Auch wenn durch den Wind der Baum natürlich schwankte, hatte man jetzt nicht gleich das Gefühl herunter zu fallen. Und da waren wir nun. In 52 m Höhe und hatten einen herrlichen Ausblick auf das Blättermeer vor uns.

Früher war dies eigentlich mal eine Feuerwache. Und es ist noch gar nicht so lange her, dass hier noch täglich jemand saß und Ausschau nach einem Feuer hielt. Sobald er irgendwo Rauch sah, läutete er an einer Glocke im Baum und alarmierte seine Kollegen auf dem Boden und die Umgebung, dass die Gefahr eines Buschbrandes bestand. Da die Bäume sowieso hoch waren, brauchte man also nicht extra einen Turm dafür bauen, sondern konnte diese einfach dafür hernehmen. Am Anfang musste die Feuerwache noch mit Steigbügeln und Seil (wie man es heute manchmal noch bei Servicemitarbeitern von Stromanbietern an Strommasten sieht) in die schwindelerregende Höhe klettern. Später wurden dann die heißen Eisenstangen in den Baum gepresst um damit den Auf- und Abstieg zu erleichtern.

Wir sahen kein Feuer und hatten nur die Aussicht genossen. Eine Asiatin bot uns noch an ein Foto von uns zu machen, welches wir gerne annahmen.

 

Dann kamen immer mehr Leute auf die Plattform, nirgends stand wie viele hier eigentlich drauf sein durften, geschweige das unten einer stand und das regelte. Uns wurde es aber zu bunt und wir machten uns an den Abstieg. Der gestaltete sich einfacher als gedacht. Doch zwischendrin mussten wir immer mal wieder anhalten, da unsere Vorgänger, doch ein bisschen langsamer/vorsichtiger hinunter kletterten.

Unten wieder angekommen, nutzen wir noch die Toiletten und füllten unser Wasser auf, bevor wir dann weiter fuhren. Unser nächstes Ziel lag nur 15min entfernt. Wir verließen den Ort dazu und kamen an einer wunderschönen Wein- und Farmland-schaft mit einigen kleinen Weihern mitten im saftigen Grün vorbei.

Am Parkplatz angekommen vom „Big Brook Dam“ mussten wir nur ein paar Meter gehen und standen dann am Ufer eines wundervoll großen See´s. Die langsam sich für den Untergang bereit machende Sonne warf ein traumhaftes Licht auf die Kulisse.

Wir hielten einen Moment inne, bevor wir zum Auto zurückkehrten.

Am Ufer entdeckten wir dann noch eine Art Elster, die keine Scheu hatte. Selbst als wir schon fast neben ihr standen, machte sie keine Anstalten aufzustehen. Wir dachten schon sie hätte sich vielleicht irgendwie verletzt, doch als ich mit dem Fuß ein wenig stampfte, stand sie dann doch auf und ging 3 Schritte. Sie war also einfach nur zu faul gewesen um aufzustehen und hatte nur die Sonne genießen wollen, dann kommen wir trampelnd daher und müssen sie aufscheuchen. So in etwa war der Blick des Vogels. Bevor er noch böse wurde, gingen wir schnell zum Auto zurück.

Beim Staudamm blieben wir nochmals kurz stehen und machten ein paar Fotos. Auf einem Schild stand, dass dieser Damm für einen Großteil der Wasserversorgung in der Umgebung zu ständig ist. Leider stand nicht im Detail wie genau er das macht. Aber es war trotzdem interessant zum Anschauen.

Jetzt machten wir uns auf den Weg zu unserer Raststation für die Nacht. Unser Navi hatte sich dafür in den „Abenteuer-Modus“ geschaltet und führte uns über eine Schotterstraße durch die Wälder, vorbei an vielen Farmen und Weideflächen bis wir irgendwann wieder auf eine feste Straße kamen. Doch die Piste ließ sich gut fahren (teilweise mit 80km/h) und war eine willkommene Abwechslung. Einmal sahen wir einen Farmer, der uns fragend anschaute, nach dem Motto: „Habt ihr euch verfahren?“ Nein hatten wir nicht! Das war auch der einzige Mensch den wir auf der Strecke sahen aber dass war auch gar nicht schlimm, dafür hatten wir noch echte bildschöne Landschaft.

Auf dem Asphalt zurück hatten wir dann wieder links und rechts nur dichten Wald. Das blieb auch so bis wir auf unseren Rastplatz für die Nacht einbogen. Es war nicht mehr als eine Parktasche am Rande der Straße, doch auf unserer Camper-App hatten wir in den Kommentaren gelesen, dass es eine kleine „Gasse“ in den Wald hinein gab, wo es ein bisschen Wind geschützt ist und man ein Lagerfeuer von der Straße aus nicht so gut sehen kann (eigentlich war es in diesem Nationalpark-Gebiet verboten). Wir fanden die Gasse und waren dort nicht alleine. Ein französisches Pärchen (wieder mal) hatte die selbe Idee wie wir und auch schon in die Tat umgesetzt. Gerne teilten sie ihr Feuer mit uns. Es wurde ein gemütlicher Abend bei dem wir uns sehr gut unterhielten. Der Franzose bot uns zweimal Bier an (zum Schluss sein letztes), welches wir gerne annahmen. Seine Freundin schaute nicht so begeistert, sagte aber nichts.

Das Highlight des Kennenlernen mit ihnen war, dass sie wie wir auf den Feuer kochten. Zusammen bereiteten wir unser Abendessen auf der Glut zu. Wie wir wurden sie schon öfter gefragt, ob sie keinen Gaskocher hätten und einen geliehen haben wollten, doch auch sie zogen es vor auf dem Feuer zu kochen. Es ging erstens schneller und spendete nebenbei noch mehr Wärme als so ein Campingkocher, vom Romantik-Faktor mal ganz abgesehen. 😉

Gegen 23 Uhr beschlossen wir uns gegenseitig eine gute Nacht zu wünschen. Und nun sahen wir was völlig verrücktes: Das Paar hatte vor 7 Monaten (!!!) einen Holden Astra (schaut genau so aus wie bei uns der „Opel“ Astra) für günstige 500$ bekommen, der noch nicht einmal so alt war. Laut Versicherung wäre er wohl noch um die 3000 wert. Dennoch reiste das Paar mit diesen Wagen und zwängte sich jeden Abend auf die zwar umgelegte Rückbank, doch jeder kann sich vorstellen, wie unbequem das sein muss. Sie war ungefähr unsere Größe, doch er war sicher 1,80m. Er muss doch solche Rückenschmerzen haben…. wir konnten es nicht ganz nachvollziehen, warum man sich so was antut.

Daher waren wir froh, dass unser Kombi zwar nach oben hin nicht so geräumig ist, aber immerhin können wir uns komplett ausstrecken.