Mittwoch, 4.Oktober, Tag 91:

Am Morgen stand ich früh auf um noch mit dem Internet des AirBnB die Bilder und die Anzeige hochzuladen von unserem Auto. Wahnsinn wie schnell die Zeit verflogen ist, doch in ca. 1 Monat müssen wir schon unser treues Gefährt verkaufen. Ich ließ Sue über den Text drüber lesen, damit auch sicher gestellt war, dass ich im vernünftigen englisch geschrieben hatte. In der Zeit wo wir hier waren, hatte sie uns immer mal wieder verbessert, wenn wir was falsch aussprachen oder in der falschen Zeitform.

Kathy war in der Zwischenzeit aufgestanden und wir frühstücken ein letztes Mal in einer festen Küche bevor wir uns wieder mit unserer fahrbaren Camp-Küche begnügen müssen. Anschließend räumten wir alles zusammen und wieder ins Auto. Wir verabschiedeten uns von unserer Gastgeberin, tauschten noch Email Adresse und Facebook aus, weil wir in Kontakt bleiben wollten. Außerdem bot sie uns an am Wochenende in ihrem Haus in Albany gratis zu schlafen, sie wäre nämlich zu der Zeit da. Wir bedankten uns für das großzügig Angebot, glaubten aber nicht, dass wir es in Anspruch nehmen werden. Wir wollten zu der Zeit schon weiter sein.

Wir wollten eigentlich noch bis zu unserer Abreise die Ostküste schaffen und dass ist noch eine lange Strecke bis dahin. Wir sind uns nicht sicher ob wir das schaffen, aber wir werden sehen. Nach 3 Tagen saßen wir nun also wieder im Auto, es war mal schön eine Zeit lang nicht fahren zu müssen und  machten uns auf den Weg nach Fremantle, dem Hafenort von Perth. Wir hatten bei unserer gestrigen Tour die schönen alten Häuser gesehen und wollten uns das heute nochmal in Ruhe anschauen.

Nach einer kurzen Autofahrt waren wir da. Es dauerte eine Weile bis wir einen Parkplatz fanden, der halbwegs im Rahmen lag und nicht mit seinem Preisen an Abzocke grenzte. Es war der Hafen von der Fähre den wir gestern auch schon nehmen hätten können. Wir gingen am Hafen entlang. Am Kai hatte gerade ein Kreuzfahrtschiff fest gemacht und wir betrachten es bewundernd.

Im Hintergrund waren Container-Schiffe. Über eine Brücke gelangen wir auf die andere Straßenseite und waren damit auf dem Weg ins Zentrum.

Auf dem Weg kamen wir an einigen historischen Gebäude vorbei . Die Straße führte uns direkt zum Rathaus und damit zur Touristeninformation.

In der Touristeninformation half uns eine nette Dame einen nachmittags Plan aus zu arbeiten. Sie beschrieb uns eine Route zurück zum Hafen und zum ältesten Gebäude in Western Australien, dem “Round Haus“, zu deutsch „rundes Haus“. Außerdem sollten wir zum Fisch-Hafen gehen und dort eines der Restaurants probieren. Sie erzählte uns aber auch von dem Gefängnis hier. Es war eines der Ersten hier in Western Australien und wir hatten schon davon gehört. Es wurde 1851 gebaut, natürlich von Gefangenen und erst 1991 geschlossen.

Da wir beide noch nie in einem Gefängnis waren, beschlossen wir uns das anzuschauen. Nach einem kurzen Fußweg waren wir auch schon dort. Allerdings viel zu früh! In das Gefängnis kann man nur mit einer Führung hinein. Die findet aber nur alle halbe Stunde statt und die eine hatte gerade begonnen und die nächste war schon ausgebucht. Doch wir mussten nur eine knappe halbe Stunde warten, dann könnten wir auch schon bei der nächsten mitgehen. Wir kauften uns die Tickets für günstige 42$ und gingen ein wenig vor dem alten Gefängnis herum.

Vor dem Gefängnis waren alte Gebäude, die ein bisschen gehobener aussahen. Auf zahlreichen Schildern vor den Häusern konnten wir lesen, dass hier das Personal und die Administration des Gefängnis damals unter gebracht worden ist. So hatte zum Beispiel der Doktor und der Pfarrer ein eigenes Haus, wo sie mit ihrer gesamten Familie drinnen wohnten. Die Häuser waren deshalb so nobel, weil sie die Familien dafür entschädigen sollten, dass sie in so einer Institution arbeiten. Außerdem sollte es ihren gesellschaftlichen Status aufrecht halten und nach außen repräsentieren.

Der Eingang war ein riesiges burgähnliches Tor. Links und rechts waren zwei Türme, die den Wächter als Unterkunft dienten. Damit musste das Tor die ganze Zeit besetzt sein. Direkt über dem Eingangstor war eine Uhr, die extra in London angefertigt worden ist. Nachdem wir unseren Außen-Rundgang beendet hatten, war es auch schon an der Zeit die Führung durch das Gefängnis zu beginnen.

Im Innenhof, wo damals die Gefangenen als erstes angelangten, klingelte unser Guide mit einer Glocke um damit den Beginn unserer Führung einzuleiten. Wir wurden in einem großen Flur geführt und von ihm begrüßt. Er erklärte uns das da wo wir sich jetzt befinden die damalige Rezeption war. Hier wurden alle neuen Gefangenen eingecheckt. Das begann mit einem Gesundheit´s Check und den Wechsel der Kleidung, sowie dem abgeben aller persönlichen Sachen. Danach ging es für uns so wie früher die Gefangenen weiter bis in den Raum mit den Duschen. Hier wurde jeder neue Häftlinge erst einmal geduscht, entlaust und kahl rasiert.

In den Waschräumen gab es auch eine Badewanne, die war aber nicht für Häftlinge, die lieber ein Bad nehmen würden als ein Dusche, sonder für Sonderfälle, die eine intensive Behandlung gegen Parasiten brauchten. Sie wurden dann in eine Lösung eingetaucht, welche sich in der Wanne befand. Weiter ging es auf den Hof des Gefängnisses, doch der war nicht für die Insassen, sonder einfach nur eine Grünfläche, deren Aufgabe nicht erklärt wurde. Nur in der hinteren Ecke konnte man ein extra eingezäuntes Gelände sehen, hier war der Gefängnis-Garten in dem einige ausgewählte Inhaftierte Gemüse und Kräuter anbauten, allerdings wurde der nach einer Zeit geschlossen, weil einige „Gärtner“ noch andere „Kräuter“ anbauten, die nicht unbedingt zum Essen gedacht waren. 😀

Nun ging es in einen der Gefängnis Blöcke. Wir gingen in den rechten Teil, der extra für die Führungs-Zwecke wieder so hergerichtet worden war, so dass die Besucher einen Eindruck bekamen wie es mal ausgeschaut hat. Der originale Boden wurde wieder frei gemacht, so dass man wieder die Steinplatten sehen konnte. Eigentlich wurde dieser im Zug einer Renovierung überall mit Estrich überzogen, wie wir später noch in einigen anderen Teilen sehen würden. An einer Wand hing der Tagesablauf. Um ihn kurz zusammen zu fassen: Aufstehen-Essen-Arbeit-Mittag-Arbeit-Nachmittag-Tee-Abendessen-Einsperren-Licht aus.

Beim morgendlichen „Aufsperren“ der Zellen mussten alle Gefangenen bereit hinter der Tür stehen (angezogen, ihr Essgeschirr und ihren „Klo-Eimer“ in der Hand). Dieser Eimer wurde fast bis zum Schluss beibehalten. Es gab zwar auch Versuche auf eine chemische Toilette (ähnlich wie in einem Wohnmobil) umzustellen, doch das verstärkte den Gestank im Gefängnis nur noch mehr und man stieg wieder auf die Eimer um. Für richtige Toiletten war weder Geld noch Platz da.

Jede Zelle wurde damals noch einzeln mit einem Schlüssel aufgesperrt von einem Wächter. Diese waren sehr simpel und wurden teilweise sogar aus Lehm oder anderen vorhandenen Materialien kopiert von den Knackis, erklärte uns der Guide. Sie mussten dann dem Wärter folgen und sich im Erdgeschoss (es gab insgesamt 3 Etagen, die im EG von einem Maschendrahtzaun überspannt wurden, damit keiner Selbstmord begehen konnte) an einer Linie aufstellen. Dann wurden sie einzeln gemustert, gefragt ob ihre Zelle aufgeräumt ist, sie irgendwie gebrechlich wirken oder tatsächlich einer fehlen sollte.

Wir kamen nun in die riesige Küche, außer ein paar alten Suppen-Kesseln, einer alten Spülmaschine und ein paar Tischen war nicht mehr viel zu sehen. An der Wand hingen aber noch Bilder, so konnte man sich einen Eindruck davon verschaffen wie es hier mal ausgesehen hat. Allerdings müssen die Bilder noch nicht ganz so alt sein. Es gab schon Kombidämpfer, Strom, Abzugshauben und wie gesagt eine Spülmaschine.

Im hinteren Teil waren die Kühlhäuser (die gab es sicher auch nicht von Anfang an) und Duschen. In der Küche zu arbeiten war ein Privileg, es war zwar die härteste Arbeit von allen im Gefängnis, in Spitzenzeiten waren hier bis zu 1200 Leute untergebracht, aber dafür hatte man den ganzen Tag was zu tun und durfte jeden Tag duschen (alle anderen nur 2 Mal in der Woche, später auch 3 Mal in der Woche). Bis zu 40 Mann waren in der Küche beschäftigt, die mussten aber mindesten schon 2 Jahre in Haft sein und sich in der Zeit nichts zu schulden kommen lassen haben. Zum einen weil es hier viele gefährliche Geräte gab (Messer, Öfen etc.), aber auch weil man in der Küche ein besseres Leben hatte als die „Normalen“. Man war fast den ganzen Tag in der Küche und ging im Prinzip nur zum Schlafen in die Zelle. Der große Vorteil war, dass die Insassen damit nicht so isoliert waren wie die anderen, denn in der Küche muss man nun mal im Team zusammen arbeiten.

Von der Küche aus ging es in einen weiteren Hof. Das Absurde war, hier wurde sowohl der „Klo-Eimer“ ausgeleert, als auch das Essen ausgeteilt. So musste jeder Häftling am Morgen seinen Eimer in den dafür vorgesehenen Schacht schütten und bekam danach erst sein Frühstück, welches dann aber erst wieder in der Zelle alleine eingenommen wurde. Erst in den letzten Jahren wurde im Hof auch eine „Picknick-Area“ errichtet, wo die Gefangenen an Sonn- und Feiertagen zusammen draußen essen durften, neben der Klärgrube. Die Eimer wurden abgeben und anschließend von meist frisch Inhaftieren ausgewaschen. Dies war der schlimmste Job in der ganzen Anstalt, daher wurde er den Neulingen gegeben, damit sie eine „Motivation“ hatten schnell in einen anderen Job „aufzusteigen“ oder eben welche die sich nicht an die Regeln gehalten hatten.

Jetzt führte uns Karl, so hieß unser heutiger Guide, in einen weiteren Hof (hindurch durch ein paar andere, deren Funktion er leider nicht erklärte). Das war der „Freigang-Hof“ hier waren bis zu 260 Häftlinge zur gleichen Zeit auf einer Fläche von vielleicht 10 mal 5 Meter. Beaufsichtigt wurde das von einem einzigen Wärter, der schloss sich hinter einer Gittertür ein beim Eingang. Neben dem Eingang war also der sicherste Ort. Hinter dem Hof war zwar auch ein Wachturm, doch der Hof war so ungünstig gebaut, dass der Wärter nur auf die Hälfte des Platzes schauen konnte, der Rest lag im toten Winkel. Das Gefängnis war mehr aus einer Not heraus gebaut worden als das es vernünftig geplant war und immer wieder (nicht unbedingt sinnvoll) erweitert worden. Es war eigentlich immer überfüllt und galt bis zur Schließung als schlimmstes Gefängnis in ganz Australien wegen der unmenschlichen Bedingungen (Gestank, zu voll, zu kleine Zellen) und des Personalmangel. Somit war die hintere Ecke immer das Areal, wo Streitigkeiten ausgetragen worden sind. Es gab viele Häftlinge die es vorzogen in ihrer Zelle zu bleiben als sich der Gefahr „Hofgang“ auszusetzen. Selten ging der Wärter dazwischen, weil er damit seine Sicherheit gefährdet hätte. Es war einfacher den Dingen ihren Lauf zu lassen. Wenn man wusste es stand eine Auseinandersetzung zwischen zwei „Alpha-Tieren“ an, dann nahm man diese heraus und ließ sie ihren Kampf auf einem extra dafür vorgesehen Boxring ausfechten. Wenn sie zurück kamen, waren meistens die Fronten geklärt.

Wir gingen jetzt zurück in den Zellen block, diesmal in den Teil der gelassen worden ist, wie er vor der Schließung 1991 war. Man hatte irgendwann zwei Zellen zu einer gemacht. Die ursprüngliche Zellen-Größe war 2 mal 1 Meter was selbst 1851 schon gegen das Gesetz verstieß und dennoch praktiziert wurde. Doch das die Zwischenwände heraus genommen wurde, hieß nicht immer, dass man automatisch mehr Platze hatte. Es war zwar vorgesehen, dass nur 1 Mann pro Zelle inhaftiert ist, doch wenn es zu viele Strafgefangene gab, wurde auch einfach ein Doppelstockbett aufgestellt um den Platz dafür zu schaffen. Erst in den letzten 20 Jahren wurde das endgültig verboten. In den 1960igern kam auch Strom in die Haftanstalt, früher gab es nur Öllampen. Bei guter Führung durfte man danach auch Geräte wie Fernseher, Radio oder ein Abspielgerät in seiner Zelle haben, welches der Gefangene natürlich selbst bezahlen durfte. Der Durchschnitts-Lohn war damals 36 Dollar pro Woche. Karl erwähnte leider nicht wann „damals“ war. Es war niemals erlaubt Batterien in der Zelle zu besitzen, wegen der Gefahr sie als Waffe ein zusetzten (der beliebte Strumpf mit den Batterien).

Jetzt führte uns Karl in die Kapelle der Haftanstalt. Dies war ein zentraler Ort, erklärte er uns, für alle. Am Sonntags-Gottesdienst saßen die Angestellten der Vollzugsanstalt (Wärter, Ärzte, Verwalter etc.) mit ihren Familie auf einem Podium, während die Gefangenen auf den Holzbänken Platz nahmen. Diese wurde mehrfach abgehalten, damit alle Insassen die Möglichkeit auf Gottes Gnade hatten. Man glaubte damals fest daran, dass die Religion eine große Rolle bei der Rehabilitation spielte. Es war unwichtig welcher Fraktion man angehörte (evangelisch, katholisch usw.), doch nur das Christentum konnte helfen…. Hinter dem Altar waren die 10 Gebote an die Wand geschrieben. Diese wurden dort von einem gut in Kryptographie und künstlerisch begabten Gefangenen angebracht, der wegen was inhaftiert war…??? Richtig! Urkundenfälschung! 😀

Wir gingen nun in einen weiteren Teil des Gefängnis-Blocks, hier waren die unterschiedlichen Zellen ausgestellt von den verschiedenen Zeit wie sie zum Zeitpunkt ausgesehen hatten. Am Anfang nur eine Mini-Zelle mit einer Hängematte, kleinen Tisch plus Stuhl und ein vergittertes Fenster ohne Glas. Später dann mit Glas, einer Matratze und Öl-Lampe. Dann die Zellen wie nun von zwei zu einer gemacht worden waren, inzwischen teilweise mit elektrischen Licht. Einige mit Einzelbetten und andere mit Doppelstockbett. Und als letztes wie sie zum Schluss ausgeschaut haben. Mit Fernseher, Radio und Nachtkästchen.

Eine war sogar mit sehr schönen Bildern an den Wänden. Karl erklärte uns, dass es normaler Weise verboten gewesen ist die Wände irgendwie zu verändern. Doch bei diesem Insassen handelte es sich um einen Psychopathen, dem es als Einziger erlaubt war seine Wände zu bemalen aus therapeutischen Gründen. Die Bilder waren alle sehr schön, kaum zu glauben, dass so ein Mensch diese erschaffen haben soll.

Jetzt ging es abermals nach draußen. Diesmal zu den Einzelzellen, wo Schwerverbrecher, korrupte Polizisten oder Arrest Kandidaten untergebracht worden waren.

Die doppelten, eisen- beschlagenen Türen waren bis zu 6 Monaten die Schlafstätte der Gefangenen, dienten zum einen als Sicherheits-Barriere zum anderen als eine Art Schallisolierung damit die Gefangenen nicht durch die Türen kommunizieren.

 

Teilweise wurden die Fenstergitter von außen zu gedeckt und ihnen nur 2 Stunden Tageslicht am Tag zu gestanden. Außerdem durften sie einmal am Tag nach draußen um sich zu bewegen. Dafür war hinter dem Gebäude ein Platz wo jede Zellen-Nummer an der Wand stand. Die Gefangenen mussten sich vor ihrer Zellen-Nummer aufstellen. Sie durften nur auf die Nummer schauen, weder nach links oder rechts noch mit irgendwem reden. Wenn der Wärter ihre Nummer aufrief, liefen sie auf die andere Seite wo sie auch wieder stur auf ihre Nummer auf der Wand schauen mussten. Auch wenn sie andere sportliche Übungen machten, war das oberste Gebot immer auf die Nummer zu schauen und nirgends anders hin. Nach einer Stunde ging es wieder zurück in die Zelle. Außer ihren Mahlzeiten und nur einmal duschen in der Woche, saßen sie die ganze Zeit darin fest. Es soll sogar einige Häftlinge gegeben haben, die freiwillig eine Woche „Urlaub“ in den Arrest-Zellen beantragten. Sie genossen die Ruhe und waren nicht der Gefahr durch anderen Mitinsassen ausgesetzt.

Vor dem Gebäude der Einzel-Insassen stand ein Pranger. Karl schaffte es ein Geschwisterpaar zu überzeugen uns das kurz symbolisch vorzuführen. Hier wurden die Gefangenen ausgepeitscht.

Arme und Beine wurden festgebunden, der Rücken frei gelegt, wichtige Organe wie Niere und Leber mit einem extra dafür vorgesehenen Gürtel geschützt, dann begann die Strafe. Am härtesten traf es die Ausbrecher, die nach einem gescheiterten Ausbruch-Versuch wieder zurück gebracht worden sind, in den letzten 150 Jahren gab es ca. 200 Fluchtversuche, wobei nur 9 wieder hierher zurückgebracht wurden. Doch an diesen wurde ein Exempel statuiert mit bis zu 165 Schlägen mit einer 9-schwänzigen Peitsche, die an ihrem Ende sogar noch mit Glasscherben besetzt worden war. Das Absurdum: Wenn der Gepeinigte das Gefühl hatte zu verbluten, konnte er die Hand heben. Dann wurde die Prozedur unterbrochen, für 2 Wochen in die Krankenstation verlegt, bevor die Strafe fortgesetzt wurde. Das konnte bis zu fünf Mal gemacht werden. Krank!

Weiter ging es ins „Galgen-Haus“, hier fanden die Exekutionen statt bis 1961. Dann waren sie verboten. Leider kann ich mich nicht mehr genau an die Zahl erinnern, ich glaube es war irgendwas zwischen 50 oder 60 Hängungen insgesamt, was für über 100 Jahre nicht mal so viel ist, ich hätte eine höhere Zahl erwartet. Doch diese Methode wurde nur für unbelehrbare und ganz grausame Verbrechen gewählt. Ich dachte es wären mehr, alleine schon aus Kostengründen. Es wurde hier nur eine Frau gehängt. Sie wurde beschuldigt ihren Stiefsohn vergiftet zu haben. Dieser hatte Cholera und das wurde damals mit einem Medikament behandelt, dass nur leicht überdosiert tödlich sein konnte. Daher kann man nicht sagen ob es Absicht war oder ein Versehen. Sie wurde aber für schuldig befunden und gehängt. Die Toten wurden dann nachts weggebracht und am Rande der Stadt namenlos begraben, es sei denn die Angehörigen hatten vorher eine Bestattung beantragt, dann wurde ihnen der Leichnam übergeben.

Karl führte uns noch durch die Büroräume des Gefängnisses wo die Administration war, doch leider war keine Zeit mehr als das er uns noch was dazu sagen konnte.

So warfen wir nur ein paar kurze Blicke in die Räumlichkeiten und standen vor dem großen Entlassungstor.

Wir wurden aber nur frei gelassen, wenn wir versprachen im Gästebuch eine gute Bewertung für Karl da zu lassen, falls sie uns nicht so gut gefallen hat, sollten wir einfach Raphael hinschreiben! 😀 Das war natürlich nur ein Spaß und so wurden wir in die Freiheit entlassen. Die Führung sollte ungefähr 1 Stunde 15 Minuten gehen, doch sie hatte sogar noch länger gedauert. Auch wenn der Preis von 21 Dollar pro Person uns ein wenig übertrieben vor kam, war die Zeit wie im Flug vergangen und es hatte uns sehr gut gefallen.

Wir mussten uns jetzt beeilen zum Auto zurück zu kommen. Unser Parkticket war nur bis 16 Uhr gültig und es war jetzt schon kurz nach halb. Während Kathy das Auto holen ging, bog ich am Supermarkt gleich ab und erledigte noch die nötigsten Besorgungen. Dann verließen wir Perth oder versuchten es. Aus den 45 Minuten die das Navi vorgesehen hatte, wurde dank Feierabend-Verkehr ganz locker 1,5 h bis wir auf unserem freien Rastplatz ankamen in einem kleinem historischen Dorf 50km von Perth. Er war eigentlich nur für „self-contained“ Fahrzeuge erlaubt, also so was wie Wohnwagen oder -mobil (Voraussetzung: Dusche und WC eingebaut). Doch die Tatsache ignorierten wir ausnahmsweise Mal, aber auch nur weil die umliegenden Campingplätze wieder abartig teuer waren und wir auch eigentlich keinen brauchten. Der Gemeinde ging es hauptsächlich darum, dass die Camper ihre mitten in der Ortschaft liegende Campingfläche nicht zu „scheißen“. Aber nicht einmal 1km von diesem war eine öffentliche Toilette, daher hatten sie das bei uns nicht zu befürchten.

Wir stellten uns neben ein anderes Backpacker-Paar (Frankreich), die heute ihre erste Nacht in ihrem Auto schliefen. Sie hatten das Nachfolgemodell von unserem Holden Commodore. Doch der Wind war sehr eisig und kräftig, so dass unser Gespräch nicht lange dauerte, weil sie in ihr Auto verschwanden. Auch wir beeilten uns mit dem Kochen, das heißt wir versuchten es. Doch der Wind und die Kälte erschwerten unserem Kocher die Arbeit. Nach über einer Stunde konnten auch wir uns ins Auto kuscheln. Nachdem wir jeder noch was gelesen hatten, schliefen wir bei einem Hörbuch ein.