Montag, 30.Oktober, Tag 117:

Über die Nacht hatte der Regen nachgelassen und wandelte sich am Morgen in Sonnenschein. Nicht ganz dazu passend war die Müllabfuhr um 5.30 Uhr, die lautstark neben uns die Mistkübel ausleerte. Ich versuchte mich nochmal umzudrehen, doch es gelang mir nicht, ich war wach. Kathy hatte von dem Ganzen nichts mitbekommen. So beschäftigte ich mich bis 7.30 Uhr mit mir allein, dann wurde auch unser Nachbar wach. Ich unterhielt mich eine Weile mit ihm, dabei weckten wir Kathy auf. Nebenbei sahen wir, wie ein silberner Pickup (wieder mal) an den Campern vorbei fuhr und Kennzeichen aufschrieb. Ein Glück war die gestrige unsere letzte Nacht hier gewesen, so dass wir nichts zu befürchten hatten.Wir frühstückten und packten unsere Sachen. Anschließend verabschiedeten wir uns von ihm. Er wollte heute eher einen gemütlichen Tag machen und in ein paar Tagen einen schon ausgemachten Job in einer Rinderfarm beginnen.

Von dem Campingplatz ging es in die Stadt, hier parkten wir wieder in dem Parkhaus, wo wir schon beim letzten Mal waren. Und dann mussten wir uns auch schon beeilen, damit wir rechtzeitig zu der gratis Stadtführung kamen, zu der wir uns angemeldet haben. Pünktlich 5 Minuten vorher waren wir da und wurden gebeten, noch einmal Platz zu nehmen in der klimatisierten Touristen-Information. Dafür waren wir recht dankbar. Es war heute schon wieder sehr warm (fast schon schwül) und durch unseren kurzen Sprint war uns richtig heiß. Nach 10 Minuten ging es auch schon los. Eine ältere Dame begrüßte uns. Jeder stellte sich kurz vor uns sagt woher er kam: Deutschland (natürlich nicht nur durch mich vertreten, sondern auch durch 2 Mädels), Österreich (durch Kathy 😀 ), Malaysia und Spanien.

Unsere heutige führende Dame erklärte uns, weil es heute so heiß ist, werde sie versuchen mit uns nur auf der „Schattenseite“ von Brisbane zu gehen und uns durch einige klimatisierte Gebäude zu führen. Daher fingen wir gleich in der Touristen-Information an. Die war im alten Filmtheater von Brisbane, dass zwischen 1920 und 1930 gebaut worden ist, aber wesentlich älter und imposanter innen wirkte.

Schnell gingen wir von dem Gebäude zum nächsten, um nicht zu lange in der Sonne zu sein. 😀 Wir waren jetzt im „Brisbane Arcade“, eines der ältesten Einkaufzentren der Stadt. Es wurde 1924 fertig gestellt. Dazu erzählte sie uns eine kleine Geschichte, die wir leider nicht ganz verstanden haben. Ich versuche es trotzdem mal: Der eigentliche Besitzer des Landes war Isaac, ein Fleischer. Der ging eines Abends mit Sauf-Kompanen in eine Bar, es kam zum Streit. Am nächsten Morgen wurde die Leiche des Anderem im Fluss gefunden. Da die Leiche verstümmelt worden war, es fehlten Beine und Arme, und der Schlachter als letztes mit ihm gesehen wurde, war der Schuldige sofort gefunden, es ließ sich aber nicht beweisen. Dennoch wurde er bald darauf gehängt. Der Grundbesitz (eben auch das Grundstück des Arcades umfasste) wurde vererbt an seine Schwester Mary. Zusammen mit ihrem Mann Dr. James Mayne bauten sie auf dem Land das heutige Einkaufzentrum und gründeten eine Stiftung zu Gunsten der medizinischen Universität von Brisbane. Bis heute wird ein Teil aus dem Einnahmen der Shops der Stiftung gespendet und fließt der Fakultät zu. „So wurde aus einem Verbrechen ein Nutzen für die Allgemeinheit!“ beendete Lauren, unsere heutige Führerin, die Geschichte.

Weiter ging es zur „City Hall“ von Brisbane. Das imposante Rathaus war ursprünglich wo anderes, wurde aber im Laufe der Geschichte hier hin verlegt und gebaut. Am Anfang war an dieser Stelle nur Sumpf und ein kleiner Bach, der fließt heute unterirdisch in Rohren. Heute ist hier ein riesiger Platz mit einigen Staturen.

Unter anderem vom ersten freien Siedler der Stadt. Brisbane wurde am Anfang, wie die meisten Städte an der Ostküste, von Strafgefangenen Britanniens aufgebaut. Erst später kamen Siedler freiwillig her. Und diese Statue zeigt den ersten Siedler mit seiner Familie, die großen Einfluss auf die Entwicklung der Stadt hatte.

Sein Sohn, der mit der Aborigine Kultur aufwuchs, wurde als erster Weißer eingeladen zu eine der wichtigsten und größten Zeremonie der Ureinwohner. Er war maßgeblich dafür verantwortlich, dass das Verständnis zwischen beiden Völkern verbessert wurde (so weit das in dieser sehr rassistischen Zeit möglich war).

Natürlich gab es auch eine Abbildung des damaligen König „King George“ der auf der einen Seite des Einganges vom Rathaus steht und auf der anderen Seite ein Löwe, der die Stärke des Empire´s symbolisieren soll. Gegenüber wurde gleich eine kleine Kathedrale gebaut.

Lauren führte uns nun in Richtung der Shopping Mall zu einer kleinen Gasse, immer darauf bedacht uns im Schatten zu halten (so süß), wo es ein bisschen urbane Kunst zu bestaunen gab. Erst zu einer kleinen Tür,

wo keiner weiß, wer oder warum sie dort angebracht wurde und dann zu einigen Werken des wohl (un-) bekanntesten Künstler der Stadt. Er nennt sich selbst „Blue Ninja“ (Blauer Ninja), er hat ein Facebook Profil, doch niemand weiß, wer tatsächlich dahinter steckt. Jedenfalls bringt er überall in der Stadt seine Kunst, in Form von blauen Plastik-Tierchen an die Wände an. Am Anfang nahm die Stadt sie sofort wieder ab, weil es ja eigentlich illegal ist, doch zahlreiche Ladenbesitzer und Eigentümer der Gebäude sprachen sich dagegen aus und so wurden sie wieder angebracht.

Es ist Kunst und die Einwohner der Stadt sehen so etwas gerne, nicht zuletzt weil es eine Attraktion für die Touristen ist (und die sich vielleicht auch so in eines der Geschäfte verirren). Auf den weiteren Weg durch die Stadt sahen wir noch mehr Werke von ihm.

Aber auch die Stadt wollte etwas zur Verschönerung beitragen und hat so die Straße, auf der wir liefen, mit aufgemalten Blumen verziert, die mit weiteren Verlauf von orange zu grün die Farbe wechselte, um damit den Wechsel der Jahreszeiten zu symbolisieren. Aber auch sonst gab es links und rechts der Gasse noch einige andere „Street Art“ zu sehen.

Am Ende der Gasse bogen wir rechts ab und sahen ein letztes Kunstwerk: mehrere Kängurus aus alten Metallteilen, die sahen recht witzig aus!

Anschließend gelangten wir zu einigen historischen Gebäuden der Stadt, so z.B. der ältesten Bank Queensland, daneben ein altes Regierungsgebäude das „Treasury“ (welches heute als Casino genutzt wird), vorbei an einem irischen Pub (der im typischen kolonial Stil gebaut wurde) und an einem Adler-Denkmal, deren Bedeutung wir aber vergessen haben (glaube vom Krieg).

Nun kamen wir zu einem alten luxuriösem Hotel. Am Eingang begrüßte uns Königin Viktoria

und innen ein klimatisiertes Foyer. In dessen Mitte wurde das größte und neuste Bauprojekt der Stadt als Modell ausgestellt.

In den nächsten Jahren soll hier ein 6 Sterne Hotel (!!!, wer braucht so was?) errichtet werden mit allen was dazu gehört: riesige,öffentliche Dachterrasse in luftiger Höhe, mehrere Swimmingpools, in den unteren Etagen zahlreiche Shops und Restaurants usw…. Das Interessante: Dabei müssen einige denkmalgeschützte Gebäude in das Projekt integriert werden. Ich bin gespannt wie das dann tatsächlich aussieht und wann sie fertig werden. Anschließend gingen wir noch in den schönen Innenhof vom Hotel.

Über die Straße kamen wir zum 2. ältesten Gebäude der Stadt, das Älteste wurde abgerissen (somit ist es das Älteste was noch steht), dem Handelshaus der Stadt. Hier gingen früher alle Waren in und aus der Stadt, also eine Art Zollhaus.

Weiter ging unsere Führung, durch einige Straßen mit hohen modernen Hochhäusern und wieder an weiteren historischen Gebäuden vorbei.

„New Gouverment House“

Im „Old Gouverment House“ konnten wir mal wieder in das Gebäude schauen,

kamen durch einige riesige Räumen mit schönen Deckenleuchtern.

Außerdem gab es einen alten Kamin, wobei ich glaube, dass der Spiegel irgendwann mal erneuert wurde.

Wir gingen noch in eine Art Arbeitszimmer, wo ein bisschen nachgestellt worden ist, wie es hier mal ausgesehen hat, wenn eine Sitzung statt fand.

 

Zum Schluss waren wir noch in einem kleinem Raum, der auch wieder klimatisiert war, wo wir uns auf zwei großen Bildschirmen ein altes Panorama von Brisbane anschauen konnten, wie es zu Beginn ausgesehen hat. Zusätzlich konnte man mit einer Maus über einzelne Gebäude gehen und dann ploppte ein Fenster auf mit einer kurzen Info. Ziemlich cool und modern!

Aber noch moderner wurde es bei unserer letzten Station, der technischen Universität. Hier gab es in der Eingangshalle einen riesigen „Würfel“ aus Bildschirmen, die alle per Touch bedient werden konnten. Auf jeder Seite des Würfels war ein eigenes wissenschaftliches „Spiel“. Auf der einen Seite waren es Roboter, die man selbst programmieren musste.

Auf der nächsten Seite eine Rakete, die man mit dem richtigen Gemisch an Treibstoff füllen musste, damit sie ihr Ziel im Weltall erreicht und auf noch einer Seite gab es Dinosaurier freizulegen, der Fußspuren richtig zu deuten und so weiter.

Das ganze war mega cool und sollte vor allem Kinder dazu anregen, sich mehr für die Wissenschaft zu interessieren.

Bevor wir aber einige Spiele ausprobierten, verabschiedete sich Lauren von uns. Wir dankten ihr alle für die sehr gute Tour. Zu unseren Erstaunen fragte sie nicht mal nach einem kleinem Trinkgeld und machte sich auf den Heimweg. Wir probierten noch das Robo-Spiel aus, bis wir mit unserer Ausdauer/Intelligenz am Ende waren und uns der Hunger packte. Gott sei dank war unter uns gleich die Mensa, allerdings hier in Form von mehreren Imbiss-Anbietern wie Subway und Co. Wir schlugen uns den Magen voll und gingen wieder zurück in die Innenstadt.

Denn wir mussten endlich mal wieder Haare schneiden. Meine nervten mich schon wieder drastisch. Doch es dauerte eine Weile bis wir endlich einen Friseur fanden, doch der war dann wieder nur für Männer. So lernten wir den Unterschied zwischen „Baber“ und „Hairdresser“ kennen. Aber er gab uns eine Wegbeschreibung, wie wir denn zu einem nahe gelegenen „Hairdresser“ finden. Schnell fanden wir den Shop. Doch mit 70$ für Kathy´s Haare war er sicher nicht der Günstigste in der Stadt. Für einmal kurz meine Haare kürzen, wollten sie auch „nur“ 45$ haben. Daher ließ ich Kathy da und suchte mir einen anderen. Gleich die Treppe hoch, schräg gegenüber fand ich einen asiatischen Friseur, der mit 15$ den Herrenschnitt warb. Da war ich doch dabei! Eine kleine, antriebslos wirkende Asiatin platzierte mich auf ihren Stuhl und war keine 15min auch schon fertig.

Ich kehrte zu Kathy zurück, doch die war noch nicht fertig. So ließ ich mir in einem Geschäft Spiegelreflexkameras zeigen; mir den Unterschied zwischen einigen Drohnen erklären; ging auf die Toilette, kaufte etwas ein; fragte in einem Handyladen, ob sie ein Hülle für mein Handy hätten; Nein hatten sie nicht, nur Samsung und Iphone bitte; kaufte neues Guthaben für unsere SIM Karte und dann….. war Kathy fertig! Aber nur mit Haare schneiden. Jetzt mussten wir noch in den Beauty-Salon gegenüber, wo sie sich noch die Augenbrauen machen ließ. Also ging ich nochmal etwas einkaufen, besorgte mir etwas zu essen bzw. trinken und wartete. Es schaute fast aus als wäre die Stylisten drauf und dran Kathy´s ganze Augenbrauen abzunehmen, so lange wie sie daran werkelte. Irgendwann war es dann endlich fertig. Ich hatte noch eine Freundin mit Augenbrauen, was auch immer daran 50$ gekostet hatte. 😀

Nach einer kleine Shopping Tour bei der wir uns jeder eine neue kurze Hose gönnten, hier ist gerade Frühling (fühlt sich aber eher an wie Sommer), machten wir uns auf den Rückweg zum Auto. Es war schon Dunkel als wir nach knapp einer Stunde in der wir uns durch den Verkehr gequält hatten und wir auf dem Rastplatz für die Nacht ankamen. Außer uns war nur ein weiteres Auto da, dafür aber jede Menge Mücken (wieder diese riesigen Biester)! Die Besitzer dazu waren auch Backpacker in unserem Alter. Gleich zu Beginn unterhielt ich mich lebhaft mit dem italienischen Paar. Kathy gesellte sich später dazu, nachdem sie vorher noch fleißig auf den Blog hochgeladen hatte und der Akku vom Laptop leer war.

So unterhielten wir uns angeregt über unsere Reiseabenteuer, u.a. stellten wir fest, dass wir fast zur selben Zeit in Broome auf dem gleichen Campingplatz waren. Und wie für uns, war es auch für sie der schrecklichste Campingplatz den sie je erlebt hatten, noch dazu mit dem schlechtesten Preis-Leistungsverhältnis. Irgendwann zerstochen uns die Mücken zu heftig und wir beschlossen uns gegenseitig eine „Gute Nacht“ zu wünschen. So verschwand jeder in seinem Auto!