Donnerstag 27.07.2017, Tag 22:

Teil 1

Letzter Tag hier in unserer Unterkunft in Adelaide. Wir hatten die Großzügigkeit des Gastgeber ausgenutzt und nochmal alles gewaschen, was nötig war. Kurz vor Abfahrt war dann endlich alles getrocknet!

Dann fuhren wir noch einmal nach Port Adelaide. Denn heute wollten wir uns den Leuchtturm und das älteste Schiff der Welt anschauen, die City of Adelaide.

Wir parkten genau vor dem Schiff und waren eigentlich 20min zu spät zu der alle 2 Stunden stattfindenden Führung. Doch wir wurden freundlich begrüßt, bekamen eine dem Original nachempfundenes First Class Ticket und eine individuelle Führung. Ein älterer Herr führte uns ganz persönlich durch und um das Schiff. Wir waren so fasziniert von seinem Vortrag, dass wir ganz vergaßen Fotos zu machen. Wir fingen draußen an und erfuhren, dass die unteren Teile des Schiffes aus englischen Eichen gemacht wurde und wenn sie gekonnt hätten, hätten sie alles aus englischen Eichen gemacht, aber  so viele hatten sie nicht. Daher sind auch deutsche und amerikanische dabei.

Generell ist das ganze Schiff in England gebaut worden und bis fast zum Schluss unter englischer Flagge gewesen.  Bis 1910 war es für Personentransport und Frachter unterwegs, da es bis dahin eine sehr moderne Bauweise hatte, es war eines der ersten die ein Eisen-Skelett besaß und dadurch länger hielt als eines aus Holz,und für damalige Verhältnisse sehr schnell unterwegs war (65 Tage). Er erklärte uns die unterschiedlichen Schichten an der Außenwand und führte uns zum Ruder, dass separat ausgestellt war und nicht mehr am Schiff befestigt war. Ein Riesen teil, aber so ein großes Schiff braucht das halt auch. =)

Wir gingen weiter ins Innere des Schiffes und waren ein bisschen enttäuschst, wir hatten erwartet, dass wir innen einen restaurierten Teil finden könnten, der einen Einblick gibt, wie es hier mal drinnen ausgesehen hat. Aber unser Führer (er sieht ein bisschen aus, wie so ein „Seebär“, erzählt Geschichten und lacht dabei wie man sich so einen alten Seemann vorstellt, keine Ahnung ob er das war/ist) entschädigte uns mit seiner unterhaltsamen Art, zeigte uns alles was es zu zeigen gab. Wie  groß z.B eine 1.Klasse Kabine war, zeigte er uns einfach in dem er die Größe etwa abging. An einigen Stellen waren auch noch die kleinen runden, originalen Fenster drin, die übrigens nicht so groß waren, weil es damals noch  nicht so stabiles Glas gab, und sie bei Sturm leicht brechen konnten, und damit man nicht so ein riesiges Loch in der Kabine hatte, waren sie eben sehr klein.

Die Kabinen waren etwa 2x2m für 2 Personen.Jede Kabine hatte auch ein WC, zwei waren immer verbunden und teilten sich einen Abfluss, der direkt aus dem Schiff in Wasser abfloss, ob das so gut für die Planken war? Die Löcher waren zwar heute mit Eisenplatten verschweißt, aber er zeigte sie uns mit voller Freude und man konnte sich gut vorstellen wie das damals „abgelaufen“ ist 🙂 Zwei Badezimmer gab es für die 14 erstklassigen Kabinen, wohl Männlein und Weiblein.

Unter der 1. Klasse, war, oh wunder die 2. Klasse, diese hatte dann keine einzelnen Kabinen mehr, aber noch eine Art Gemeinschaftsraum mit Betten, darunter kam dann die 3.Klasse, also so Pöbel wie wir 😉 Diese hatten dann einfach eine Art Frachtraum, wo sie sich auf den Boden legen konnten, den selbst stehen war schon in den oberen Decks kaum möglich und hier unten war man nur gebückt unterwegs. Es müssen harte 65 Tage gewesen sein, bis man ans Ziel gelangte. Daher gab es auf jeder Fahrt Tote, er zeigte uns eine Tafel, wo man auf Grund eines Tagebuchs eine Reise nachgestellt hat. Auf dieser Reise sind 8 gestorben, aber im Durchschnitt waren es 10 pro Reise.

Am Anfang der Dienstzeit von der „City of Adelaide“ waren es wohl noch mehr. Da die damalige australische Kolonie-Regierung aber darin interessiert war gesunde neue Siedler zu bekommen, zahlten sie bald einen jeden Kapitän und Schiffsarzt eine Prämie für jeden Überlebenden an Board. Diese wurden dann „Bounty“-Passagiere (Kopfgeld) genannt. 😀 Würde mich interessieren ob die Fahrgäste das wussten.

Das ganze Schiff war innen nicht mit sonderlich viel Ausstellungsstücken ausgestattet. Es waren 2 Modelle ausgestellt von baugleichen Schiffen (darunter das Schwestern Schiff die „Cutty Sarg“ befindet sich in London und haben wir auch schon gesehen =)), so dass man sich vorstellen konnte, wie majestätisch sie mal ausgesehen haben muss. Auf den Boden waren überall Spanplatten ausgelegt, wie man es von Baustellen kennt. Wir konnten auch nur auf der ersten Ebene gehen. Die anderen unteren waren gesperrt, wegen den Restaurierungs arbeiten, unser Erzähler meinte aber, dass es bis zu unserem Besuch noch möglich war, die 2. Ebene zu betreten. Leider konnte man nicht auf das Außendeck, der Blick hätte sich bestimmt gelohnt. Die „Räume“ werden auch vermietet für Hochzeiten und andere Feierlichkeiten. Einmal im Monat findet auch eine Geisterstunde statt, da läuft dann eine Lady in Weiß durch das Schiff und erschreckt die Leute. Er berichtete uns, dass natürlich auch hier echte Geister schon gesehen wurden. 😉

Auf den ersten Deck waren dann überall verschiedene Ausstellungsstücke, die Leute gespendet haben und zum Schiff passten. Unser „Seebär“ berichtete uns auch, dass einige Sachen gespendet werden, die dem Verein nicht passen, aber trotzdem ausgestellt werden. So auch ein Steuerrad an dem wir vorbei kamen, dass einfach nur war was es ist und den Namen des Schiffes gravierte hat. Es ist weder das Original noch dem nachempfunden. Aber sie nehmen die Sachen an, stellen sie dann ein paar Monate aus um ihre Dankbarkeit zu signalisieren (falls der Spender doch mal vorbei kommen sollte 😀 ), dann verkaufen sie es wieder und nehmen das Geld für Sinnvollere Sachen!

Wir kamen an einem alten Krankenbett vorbei, das eine sinnvolle Spende war, weil es original ist. Dann wurden wir über die weitere Nutzung der „Queen of Adelaide“ aufgeklärt, nachdem sie nicht mehr als Frachtschiff eingesetzt werden konnte. Denn als die Dampfschiffe den Vormarsch antraten, wurde das Segelschiff bald abgeschrieben, wegen zu hoher Kosten. Es wurde wieder in England eingesetzt, allerdings als schwimmendes Krankenhaus. Man wollte damit die damals auftretende Epidemie eindämmen, und Verdachtsfälle erst gar nicht in die Stadt bringen, sondern gleich in Isolation auf dem Wasser lassen. Dafür wurden die meisten Fenster vergrößert und von rund auf eckig verändert, damit die Patienten mehr Licht hatten. Das Schiffs Krankenhaus war immer besetzt, mindestens 3 Krankenschwestern lebten permanent an Board.

Im Jahre 1923 gelangte es an die englische Marine, wo es erst als Ausbildungsschiff und im 2.WK auch als Kriegsschiff diente, hierfür wurden einige Umbauten vorgenommen um sie mit Kanonen und Flugabwehr auszustatten. Sie wurde ein Mal Ziel der deutschen „Luftwaffe“ (es klingt so schön, wenn die Australier deutsche Begriffe sagen), aber nahm dabei keinen Schaden. Nach dem Krieg wurde sie der Royal Naval Reserve geschenkt und diente bis 1990 als Offiziers heim, auch hierfür wurden wieder einige Umbauten vorgenommen. Die Reling wurde abgenommen, dafür ein überdachtes Restaurant installiert und alle noch funktionstüchtigen Teile (wie Anker, Masten, Ruder etc.) wurden in Irland verkauft.

Nach 1990 erlebte sie dann eine sehr stiefmütterliche Behandlung, war unter anderem 13 Monate unter Wasser bevor sie wieder geborgen wurde. Bis ca. 2010 sich ein Verein aus Adelaide bemühte das Schiff wieder in seinen alt bekannten Hafen zurück holte, nach dem es eigentlich mal benannt worden ist. Unter viel freiwilliger Arbeit, zahlreichen Spenden und einem Stellplatz von der Regierung Australiens, durfte sie 2013 nach über 100 Jahren in den Hafen ihrer Bestimmung zurück kehren. Der Verein stellt sie als Museums schiff aus und plant sie noch weiter zu restaurieren.

Wow, das waren interessante über 150 Jahre Geschichte, kurzweilig erzählt, schön das ein Schiff so lange existiert.

Fortsetzung folgt …. vom restlichen Tag in Teil 2 =)