Sonntag, 1.Oktober, Tag 88:

Nach einer geruhsamen Nacht mitten in der schönen Natur mit wenig Verkehr, haben wir jedenfalls nicht mitbekommen, frühstückten wir und fuhren weiter. Gestern Abend hatten wir noch ein AirBnB gebucht (eine private Unterkunft die bei dieser Plattform angeboten werden) und so war das unsere erste Adresse für heute in Perth. Perth ist einer der größten Städte von Australiens daher gab es da keinen Campingplatz, jedenfalls nicht in der Stadt (eigentlich logisch). Daher gab es nur diese Option für uns. Weil ein Hostel wollten wir nicht, es wäre mit einem Doppelzimmer uns genau so teuer gekommen und ein Gruppen-zimmer wollten wir nicht für den Preis. In einem AirBnB hat man, je nachdem was man auswählt, eine Küche, einen kostenfreien Parkplatz und W-LAN sowie natürlich ein Zimmer und WC.

Wir hatten bei einer älteren Lady gebucht. Diese begrüßte uns freundlich auf ihrer Veranda. Sie hatte deutsche Wurzeln, mütterlicherseits, doch ihr deutsch reicht nur für ein „Willkommen“. Wir kamen gleich am Anfang ins Gespräch und ich weiß gar nicht mehr worüber, auf jeden Fall standen wir eine ganze Weile mit ihr und redeten, bevor sie uns dann ihr Haus und unser Zimmer zeigte. Sie wohnte hier noch mit einer kanadischen Studentin zusammen, diese stellte sich auch kurz vor, der hatte sie ein Zimmer vermietet. Insgesamt vermietet sie 4 Zimmer, 2 für länger und 2 bei AirBnb. Wir räumten zwischendurch mal unsere Lebensmittel in den Kühlschrank bevor wir wieder in einem Gespräch verwickelt waren. Sue, die Besitzerin, zeigte uns auch wo wir hier was finden in der Nähe und dazu ging sie mit uns sogar ein Stück aus der Tür, die Straße runter. Gerade als wir unser Zimmer bezogen, kamen zwei andere Backpacker durch die Tür herein. Sie hatten vor einiger Zeit hier auch geschlafen und kamen jetzt gerade wieder von ihrem Trip „Westküste“ zurück. Sie hatten sich unter anderem hier auch ein neues Handy her bestellt, dass aber scheinbar nicht angekommen ist. So waren wir wieder mit einer Unterhaltung beschäftigt.

Zwischendrin versuchten wir noch einen Tag auf Rottnest Island online zu buchen, eine Insel vor Perth, die uns auch schon viele empfohlen hatten. Doch das erwies sich als Geduldsprobe. Es dauerte fast 2 Stunden bis wir endlich gebucht hatten. Erst wollten wir die Fähre mit Fahrrädern buchen, da dies der beste Weg ist die Insel zu erkunden, doch während des Buchungsprozess waren die Fahrräder auf einmal alle ausverkauft. Wir riefen dann bei der Gesellschaft an, doch die wollten nur, dass wir dann halt einfach nur die Fähre online buchen ohne Fahrräder. Also nochmal das Ganze. Zusätzlich mussten wir jetzt noch bei einer anderen Firma Fahrräder buchen. Was uns jetzt teurer kam als vorher, aber es gab keine andere Option. Bei der letzten Buchung bekamen wir nicht mal eine Bestätigung, Hauptsache wir hatten schon mit Kreditkarte bezahlt.

Nachdem wir diesen zermürbenden Teil hinter uns gebracht hatten und damit wenigstens schon unseren Dienstag verplant hatten, gingen wir wieder auf die Veranda zu den anderen. Auch hier wurden wir gleich wieder in eine nette Unterhaltung verwickelt. Doch wir mussten uns mühsam von ihr lösen, auch wenn sie sehr unterhaltsam war, denn wir wollten heute wenigstens noch ein bisschen von Perth sehen. Wir verabschiedeten uns und gingen die Straße runter Richtung City. Allerdings sind wir nicht direkt in der Stadt sondern im Südteil. Hier waren viele Häuser und es hatte schon fast dörflichen Charakter. Überall waren Familien mit Kinder und wir kamen an sehr schönen Häusern vorbei bis wir am Wasser ankamen.

Der Swan-River (Schwan-Fluss) trennt den Südteil vom Kern der Stadt. Rund um das Wasser waren wunderbare Parkanlagen angelegt mit öffentlichen Spielplätzen, Grillstationen, Toiletten und es gab auch kleine Teiche vor dem eigentlich Fluss. In diesem tummelten sich zahlreiche Wasservögel, wie Enten und natürlich Schwäne (am Schwan-Fluss :D). Alle hatten gerade Kücken bekommen und so hielten wir am Ufer der Teiche öfter an und schauten uns den Nachwuchs an. So kleine flauschige Kücken, die sich entweder bei der Schwan-Mama unterkuschelten oder ihren Papa beim Nestbau zu schauten. Ganz anders die Enten Kücken, die saßen auf einem Stück Holz und warteten darauf das die Eltern-Tiere ihnen was zu Fressen in den Schnabel brachten. Doch die Eltern hatten auch einen großen Beschützer-Instinkt, wenn man dem Schwan-Papa zu nahe kam, plusterte der sich auf und fauchte warnend. Ein gutes Zeichen ein paar Schritte zurück zu gehen. Der Enten-Papa ging sogar noch einen Schritt weiter. Als wir ihm und seiner Familie zu nahe kamen, rannte er aus dem Wasser in Kampfbereitschaft und offenem Schnabel auf uns zu. Da rannten wir dann auch mal kurz, weil so ein Hieb von einem Enterich wollten wir nicht austesten.

Als wir uns satt gesehen hatten an dem Nachwuchs der Vögel gingen wir zum Fluss. Hier setzten wir uns an die Wasserkante, beobachteten die Leute um uns herum, sowohl auf dem Wasser als auch an Land und warteten auf den Sonnenuntergang. Leider ging die Sonne nicht direkt hinter dem Stadtzentrum unter, wie wir gedacht hatten und offenbar falsch verstanden bei der Einführung unserer Gastgeberin. Das hätte ein sehr schönes Bild gegeben, wenn sie hinter der Skyline von Perth mit den ganzen Wolkenkratzern untergegangen wäre. Doch sie ging etwas weiter links davon unter, trotzdem waren da noch genug (hohe) Häuser, dass es ein schönes Bild ergab.

Langsam wurde uns kalt und die Mücken kamen auch wieder hinzu, so dass wir uns auf den Rückweg machten. Durch den Park konnten wir noch ein paar schöne Bilder vom Sonnenuntergang machen.

Auf dem Rückweg kamen wir wieder an den schönen Häusern vorbei, wobei (was uns immer wieder in Australien fasziniert) sich schicke neue oder sanierte Häuser im krassen Gegensatz zu abgewohnten und sehr alten Gebäuden abwechselten. So hatte man mal eine schicke moderne Villa und daneben gleich ein altes kleines Häuschen das sanierungsbedürftig und teilweise mit zu gewucherten Garten war. Wir gelangten zu unserer kurzweiligen Heimatadresse. Dort trafen wir noch das deutsche Pärchen, die gerade fahren wollten. Wir unterhielten uns noch ein bisschen über unsere Autos und schauten sie gegenseitig an, dann zerstachen uns die Mücken, dass wir uns fluchtartig verabschiedeten. Auch sie hatten für Dienstag die Fähre nach Rottnest Island gebucht, dabei hatten wir ihnen geholfen, weil wir das ja nun schon mehrfach probiert hatten, also würden wir uns spätestens da wieder sehen.

In der Küche trafen wieder Sue und zack waren wir wieder in einem Gespräch vertieft. Während wir unser Kartoffelgratin und Salat zubereiteten, unterhielten wir uns mit der 57jährigen Australierin über alles mögliche: ihre Reisen, deutsch lernen, richtig englisch sprechen, ihre letzten asiatischen Gäste die ihr alle Sicherung im Haus durch brennen lassen haben, weil sie versucht haben mit Gewalt ihren Reis-kocher mit ihrem heimischen Stecker ohne Adapter in die nicht dafür vorgesehen australischen Steckdosen im Zimmer zu stecken. Als der Strom wieder ging, haben sie gefragt ob sie jetzt wieder ihren Reis-kocher anstecken können 😀 😀 😀 Immerhin sie haben gefragt! 😀 Beim Essen hatten auch wir noch was von diesen Besucherinnen, denn am Esstisch gingen die Lampen nicht, weil alle durch gebrannt waren bei dieser Übung. Sue war letzte Woche nicht hier gewesen und somit vergessen neue zu kaufen. Doch uns störte das nicht, es kam genug Licht von der Küche außerdem hatten wir unsere Campinglampe.

Nach dem Essen lud sie uns auf die Veranda zu ein paar Gläsern Rum-Cola ein. So saßen wir dann bis spät in die Nacht mit ihr auf der Terrasse und unterhielten sich mit ihr weiter über alles mögliche: AirBnb Gäste, die schon 2 Monate vorher wissen wollen, welchen Bus sie nehmen sollen (deutsch natürlich); weitere deutsche Angewohnheiten; unsere Generation „Internet“; ihre Lebensgeschichte; Politik in Europa und Australien und weiß der Fuchs noch alles. Eine sehr interessante Unterhaltung doch um 1 Uhr war es uns dann draußen zu kalt und wir beschlossen alle schlafen zu gehen. Wir wollten morgen eigentlich um 11 Uhr zu einer gratis Stadttour gehen, ob wir das schaffen, werden wir morgen sehen.

Jetzt freuten wir uns auf jeden Fall erst einmal wieder in einem richtigen Bett mit 4 Wänden und Strom aus der Wand schlafen zu dürfen nach fast 3 Monaten!! 😉