Dienstag, 8.August 2017, Tag 34:
Der Morgen startete wie gewohnt. Nur heute war noch ein sehr unterhaltsamer Kakadu mit im Programm. Schon bevor wir auf waren, konnten wir ihn vom Fenster aus beobachten. Er spazierte auf der Straße rum. Einmal kam eine Krähe in seine Nähe und beäugte ihn von einem Schild aus. Da plusterte er sich auf, stellte seinen Kamm auf und machte richtig Lärm, so lange bis die Krähe davon flog.
Auch während des Frühstücks war es sehr unterhaltsam seinem Besitzer und ihm zu zuschauen. Ich unterhielt mich dann auch nochmal mit ihn. Er erzählte mir, dass er schon mal einen Vogel hatte, allerdings eine andere Rasse. Der hatte einen gebrochenen Flügel und war dadurch einmal nicht schnell genug, da hat ihn dann ein Hund erwischt.
Jetzt hat er halt den und reist mit ihm im Auto. In drinnen und auch außen sah das Auto aus! Draußen viel Klebestreifen und innen noch viel mehr. Er erklärte mir, dass der Vogel alles anknabbert….. auch außen? Das ganze Auto war an gefüllt mit Zeugs in Tüten und auf dem Beifahrersitz war ein halber Käfig mit einem Stück Baum drinnen für den Kakadu. So ein schräger Vogel! Schaut bei einer Polizei-Kontrolle sicher witzig aus!
Nachdem wir zusammen gepackt und uns von ihm verabschiedet hatten, ließen wir die letzten 60km bis nach Alice Springs hinter uns. Als erstes waren wir am Flughafen. Warum am Flughafen? Wollen wir heim fliegen? Nein. Wir hatten da gehofft jemanden zu finden, der uns sagen kann ob und wie es möglich ist Kathy’s Visum zu verlängern. Aber die Antworten die wir bekamen waren immer die selben: Gehen Sie ins Internet.
Hätten wir uns denken können, aber wir waren so naiv zu denken, dass wir es gleich da machen können. So hatten wir den kleinen Flughafen von Alice Springs auch mal gesehen. ? Der echt schön war. Mit ein bisschen Geschichte und einem alten ausgestellten Laster der angeblich maßgeblich für die Gründung des Flughafens verantwortlich gewesen ist. Außerdem ist es der einzige Flughafen den wir kennen, der komplett mit Teppich ausgelegt ist.
15 min später waren wir 5 Dollar ärmer (Parkplatz) und auf dem Weg in die Stadt. Wenigstens hatten wir die Toiletten benutzt! ?
In Alice Springs angekommen, suchten wir einen Parkplatz und sondierten erst einmal die Lage. Wir hatten hier endlich mal wieder Internet Empfang. Einer der ersten Einträge die ich bei Google fand, war dass wir nun in der Stadt mit der höchsten Kriminalität und der “Mörder-Hauptstadt“ (die meisten Morde pro Einwohner) von ganz Australien sind. Hauptgrund hierfür: hier kommen mehrere Aborginal-Stämme zusammen plus Weiße, da sind Konflikte vorprogrammiert. Aber was sagt schon eine Statistik?!
Auch in meinem Reiseführer fand sich nichts was uns so richtig interessierte. Es gab wieder Nationalparks rund um die Stadt, wieder Berge und Schluchten, Wasserlöcher, botanische Gärten, Museen und viele Galerien mit Schwerpunkt auf Aboriginal Kunst. Auch in der Touristen-Information in der wir kurze Zeit später waren fanden wir nichts besonderes. Mit einem Mitarbeiter konnte man wieder nur sprechen, wenn man wieder eine Nummer zog und aufgerufen wurde. In einer Touristen-Information!!! Wie in einer Behörde… unglaublich….
Sie hatten zwar zahlreiche Prospekte ausgestellt und zahlreiche Karten, aber die meisten drehten sich um Kamel reiten, Ballon fliegen oder Touren durch die Umgebung wahlweise mit Bus, Quad, Fahrrad oder zu Fuß. Alles natürlich zu “fairen“ Preisen….
Das einzige was uns interessiert hätte war eine Reptilien-Ausstellung, die aber auch gleich wieder 34 Dollar Eintritt gekostet hätte. Das war es uns nicht wert für ein paar Schlangen und Echsen hinter der Scheibe.
Wir beschlossen noch einzukaufen, tanken (diesmal für 1,40$), weiter zu fahren und an der nächsten Raststätte den Tag gemütlich in der Sonne ausklingen zu lassen. Gesagt, getan. Kurz vor dieser sammelten wir noch Holz für unser Feuer heute Abend. Dann waren wir da. In der schönsten Nachmittags-Sonne konnten wir uns schön in die Sonne legen und ein wenig ausruhen von unseren letzten Tagen.
Wo ich das jetzt so schreibe, klingt es schon ein wenig skurril. Sonnen? Ausruhen? An einer Freeway-Raststätte??? Aber es ist gar nicht so schlimm, weil einfach wesentlich weniger Verkehr ist als bei uns. Es herrscht auch immer eine recht freundschaftliche Stimmung auf diesen Campingplätzen. Man ist selten allein, es wird immer freundlich gegrüßt, kommt schnell ins Gespräch mit anderen und wenn man sich gegenseitig helfen kann ist das Camping-Leben perfekt!
So war es bis jetzt immer, aber heute sollten wir erleben, dass es auch anders laufen kann. Wir waren nicht die ersten auf dem Platz. Vor uns waren schon 3 Caravans aus Queensland angekommen mit entsprechend Rentner gefüllt. Die saßen den ganzen Nachmittag unter dem einzigen Pavillon des Rastplatzes. Zu dem hatten sie mit ihren Fahrzeugen das Wasser, den Pavillon und die Feuerstellen zu geparkt und beäugten jeden argwöhnisch der sich ihrem “Dorf“ näherte.
Beim Wasser holen, ich hatte die Zeit heute Nachmittag genutzt um eine schnelle Handwäsche von ein paar Klamotten zu machen, hatte ich schon gesehen, dass sie ihre SAT-Schüssel schön zwischen die zwei Feuerstellen platzierten. Das roch schon nach Konflikt-Potenzial! Und so war es dann auch. Aber dazu später. Ich hing noch die Wäsche auf, dann gingen wir über in den “relaxen-Teil“.
Wir hatten uns die Luftmatratze raus gelegt. Kathy hat gelesen, ich mein Hörbuch weiter lesen lassen und ein wenig die Augen ausgerastet. ?
Als dann der Abend da war, machte sich auch der Hunger bemerkbar. Nun war es daran zu versuchen an die Feuerstellen zu kommen. Wie erwartet kam es so gleich zum Konflikt als ich unser Holz neben der extra dafür vorgesehenen Vorrichtung ablegte, es ist eine einfache Eisenkonstruktion mit klappbaren Platten wo man seine Töpfe super drauf stellen kann. Die wollten wir natürlich nutzen.
Das sahen die Rentner anderes. Sobald ich mein Holz abgelegt hatte, kam die Besitzerin von der SAT-Schüssel sofort auf mich zu. “Freundlich“ wies sie darauf hin, dass ihre Empfangsanlage dabei möglicherweise Schäden nehmen könnte. Ich empfahl ihr sie dann doch einfach wegzunehmen. Darauf hielt sie mir einen Vortrag wie lange es denn gedauert hat, die richtig auszurichten und das dies der einzige Platz wäre wo sie Empfang haben. Ganz wichtig beim Campen: Fernseh-Empfang!
Ich teilte ihr mit, dass mir das reichlich egal wäre und das dies die öffentliche Feuerstelle wäre und nicht die offizielle SAT-Schüssel-Stelle. Darauf hin bemühte sich ein älterer Herr aus seinem Camping-Sessel, offensichtlich ihr Ehemann, unter stärkeren Bemühen, stöhnend versuchte er sich vor mir aufzubauen um mir mitzuteilen, dass sie hier keinen Ärger wollen. Warum machen sie dann welchen?
Seine Frau meinte dann noch, wenn der Schüssel etwas passiert, müsste ich ihr eine bezahlen und das wäre nicht billig. Ich hatte jetzt auch keine Lust mehr mich mit ihnen zu streiten. Ich bedankte mich für ihr großzügiges Verständnis, teilte ihnen mit, dass ich an meinem Stellplatz Feuer mache und die öffentlichen Feuerstellen extra dafür da sind, damit man dies nicht tut. Sie “bedankte“ sich….
Erst später viel mir ein, dass ich sie mal hätte fragen sollen ob sie es bezahlt, die entstehenden Schäden, falls ich dadurch ein Buschbrand entzünde. Aber es kam zu einer überraschenden Wendung…..
Gleich danach kam der Familienvater von gegenüber zu uns und entschuldigte sich für die Leute die er gar nicht kannte! Es wäre total falsch wie sie sich verhalten haben. Er ist auf unserer Seite. Er glaubt an Karma und die Rentner hätten jetzt ein dickes Minus! Wir könnten gerne sein Feuer mitbenutzen, er hatte eine eigene Feuer-schale oder einen Gaskocher von ihm bekommen.
Wir dankten für das großzügige Angebot, aber dass wir unseren eigenen Gaskocher und gerne unser eigenes Feuer hätten. Darauf ging er zu seinem großen Geländewagen und noch größeren Wohnwagen, er war mit seiner Frau und zwei Kindern unterwegs, und kam gleich darauf mit einem viereckigen Sack wieder. Als er dann bei uns war, zauberte er daraus einen ausstellbaren Grill hervor. Den er uns gerne zur Verfügung stellt und nochmals sich für die Leute, die er gar nicht kannte, entschuldigte.
Danach ging er dann zu den Personen. Keine Ahnung was sie besprochen haben. War uns auch egal. Wir hatten unser Feuer und konnten kochen! Während des Essen kam er noch 2 mal um zu fragen ob alles passt und er noch was tun könnte. Doch wir waren zufrieden. Wir wussten nicht so richtig warum er so bemüht war, aber vlt war es ja wirklich sein Glaube an Karma.
Nach dem Essen machten wir den Grill sauber und brachten ihm den sofort zurück. Wir bedankten uns ganz herzlich und er entschuldigte sich nochmal, es wäre ihm eine Ehre gewesen.
Am warmen Feuer zurück, spielten wir die gewohnten Runden Karten. Zwischenzeitlich parkte vor uns noch ein Pickup mit einem jungen Pärchen. Nun war die Raststätte endgültig voll. Wir hatten bis dahin einen Rastplatz noch nie so voll gesehen. Es waren über 15 Fahrzeuge plus einige mit Anhängern oder große Wohnwagen oder Camping Busse.
Wieder mal waren wir unter den kleinsten, aber nicht die kleinsten. Ein Toyota Corolla mit 3 deutschen Mädels (woher auch sonst) war noch ein klein bisschen kleiner. Sie quetschen sich in das Dach-Zelt. Das sah nicht unbedingt bequem geschweige denn warm aus!
Wir machten das Feuer aus, bevor wir noch wirklich für ein Buschbrand verantwortlich waren und gingen in unser sehr bequemes und warmes Bett.
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